In der Sauna

Der heiße Eukalyptusduft
Ist klebrig wie die Zuckerpaste.
Ich brauche dringend frische Luft,
Mein Lebensmotto sind Kontraste.

Ins kalte Wasser aus der Glut,
Danach den Wind im Freien spühren.
Der schwache Regen fasst den Mut,
Um mich unsittlich zu berühren.

Obwohl ich ihn kein Bisschen mag,
Den alten Nörgler und Langweiler,
Lass‘ ich ihn ran am hellen Tag
An Beine, Dekoltee und Taille.

Und bei Erotik dieser Art,
Mit stacheligen Regenküssen,
Denk‘ ich an dein‘ Dreitagebart
Und weiß, dass ich dich sehr vermisse.

18.07.2016

Unerklärlich post-nostalgisch

Die Zeit, mein Wächter, sagte mir,
Dass alles, was mit mir geschehe,
All die Dagegen und Dafür
Belanglos sind, vorübergehend.

Und abgelaufen ist die Frist
Für gutes Werk und böse Taten.
Der knickerige Finanzist
Erwartet schon die letzte Rate.

Die Schuld, die Sehnsucht sind gestillt,
Illusionen sind gestohlen.
Und alles, was ich kann und will,
Wird eine neue Wiederholung.

Doch trotzdem hänge ich an ihr,
Absurd, grotesk und sinnlos-tragisch.
Und Verse tropfen aufs Papier,
So unerklärlich post-nostalgisch.

18.07.2016

Ein Missverständnis

Erzählung

Seitdem ich wusste, dass ich bald sterbe, verbesserte sich sukzessive die Qualität meines noch irdischen Daseins. In Schüben, mit Rückfällen, doch tendenziell zum Guten. Es sind so allgemein bekannte Weisheiten, wie «Genieße jeden Tag, als ob es dein letzter wäre» oder «Akzeptiere das, was du nicht ändern kannst», aber die Umsetzung ist meistens schwieriger als die Erkenntnis. Also grübelte ich die erste Zeit und war depressiv. «Warum ich? Warum so früh? Warum habe ich keine Schmerzen?» Von Genießen und Akzeptieren konnte keine Rede sein. Das Arbeiten fiel mir schwer, meine sowieso schon angeknackste Beziehung mit Ulrike ging in die Brüche und sie wollte ausziehen, sobald sie eine Wohnung fand. Den Grund für meine seelische Verfassung wollte ich ihr nicht mitteilen, um sie davon aus Mitleid und Pflichtgefühl einem Kranken gegenüber nicht abzuhalten. Ulrike ist nämlich sehr pflichtbewusst und das machte unsere Beziehung immer sehr kompliziert. Sie war ständig unterwegs, erledigte Aufträge kaum bekannter Leute und war oft müde. Für spontane Sachen und guten Sex, wie am Anfang unserer Beziehung, blieb ihr einfach keine Zeit und Energie. Ihre Vorwürfe, dass ich sie nicht genug unterstütze, weckten mein bequem schlafendes Gewissen und ich fühlte mich in ihrer Nähe als Nichtsnutz und ein schlechter Mensch.

Als ich aus dem Krankenhaus zurückkam, fragte sie nur: «Und? Alles wieder in Ordnung?» Und ich, das Verlangen ein Bisschen zu jammern oder sogar laut loszuheulen mit Mühe unterdrückt, habe nur gesagt: «Alles im Lot. Ich werd’s überleben.»

Fortsetzung: folge dem Link Das Missverständnis (1)

Про одиночество

У одиночества печальное лицо,
У одиночества глаза пугливой лани,
Терновым обрамлённые венцом
Из горьких дум и разочарований.

У одиночества усталая душа,
Ни любопытства в ней, ни вдохновенья.
Былых желаний память вороша,
Она уже не хочет повторенья.

А люди удивляют только тем,
Что их не утомляет словоблудье.
И предсказуемы развязки тем,
Сюжеты, композиция и судьбы.

У одиночества на сцене гаснет свет
И опустевший зал покинул зритель,
А значит в продолженьи смысла нет,
Каким бы ярким ни был исполнитель.

Так в доме престарелых, исподволь,
Когда-то знаменитая актриса
Твердит давно заученную роль
В своей последней пъесе закулисной.

06.07.2016