Die Leichtigkeit des Seins (nach Milan Kundera)

Wir wachen auf und formen uns tagtäglich,
Den kleinen Tod verwunden über Nacht.
Die Leichtigkeit des Seins ist unerträglich –
Sein paradoxes Wesen tritt in Kraft.
Und jeden Abend, an Erfahrung reicher –
Im Überwinden liegt die hohe Kunst,
Verstehen wir: Das Ziel ist unerreichbar,
Die Leichtigkeit ist einfach nicht für uns.
Das Selbstbewusstsein – ein Geschenk des Schöpfers
Enthält das Streben nach Perfektion
Und ist nicht zu verdrängen aus den Köpfen
Mit Selbstbetrug und Meditation.
Illusionen, Lüste oder Träume,
Vergnügen aller Art und Arbeitssucht,
Die Gnade des Vergessens des Versäumten
Verschaffen uns die Wege auf der Flucht
Aus diesem Sein und der prekären Lage,
An ihm zu hängen, ohne die Gewähr,
Dass wir die Last der Leichtigkeit ertragen,
Wenn sie nur irgendwie erreichbar wär‘.

Gesund zu sterben wäre einfach schade

Gesund zu sterben wäre einfach schade
Für Geist und Seele und den guten Rumpf.
Gewohnt zu leben wie im Speck die Made,
Plädiert mein Anwalt auf die Unvernunft.

Er ist ein schlauer Fuchs und Rechtsverdreher,
Mein innerer bequemer Schweinehund.
Verteidigt leidenschaftlich meine Fehler
Und jedes mal aus einem guten Grund:

Verzicht auf Zucker als legale Droge
Erspart vielleicht den teuren Zahnersatz,
Doch steigert Kosten für den Psychologen,
Der wiederum das Altbekannte schwatzt.

Der qualmenden Bevölkerung Vertreter,
Jetzt weiß ich, dass man sich nicht schämen muss,
Weil auch die sehr vernünftigen Tibeter
Die Tabakschwäche halten für Genuss.

Das Joggen ist nicht gut für die Gelenke,
Das haben sie im Fernsehen gebracht.
Mein Schweinehund genehmigt die Bedenken,
Sonst hätte mich das Turnen umgebracht.

Cholesterin ist gut für Zellenbildung.-
Zu schlanke Frauen sehen älter aus.
Er muss mir diesen Stuss nur einmal schildern –
Ich kriege ihn aus meinem Kopf nicht raus.

Warum ich diesen Schuft noch immer dulde,
Erklärt die kognitive Dissonanz.
Der Urteil lautet: Nein, du bist nicht schuldig!
Beschwerden – an die höhere Instanz.