Im meinem Kopf

Nach ihrer Art, pragmatisch und belehrend,
Sprach linke zu der rechten Hemisphäre:

„Was sind wir heute wieder mal pathetisch,
Und so euphorisch-peinlich sprachgewandt,
Mit Ansichten verschwommen-hypothetisch
Verwirrst du jeden menschlichen Verstand.

Wo sind die felsenfeste Argumente,
Die Logik und der klare Sachverhalt?
Dein Monolog ist eine Zeitverschwendung
Und bringt nicht viel, sobald der Rausch verhallt.“

So missverstanden und sogar geächtet,
Gefühlsbetont erwiderte die Rechte:

„Du selbstverliebte linke Intrigantin!
Derart Verhalten finde ich nicht nett!
Dein Faktenwissen scheint mir dilettantisch
Und kommt hauptsächlich aus dem Internet.

Die Logik bringt uns keineswegs nach vorne,
Verschafft auch keinen aufgeklärten Blick.
Der Mensch erkämpft sich Wege durch die Dornen,
Nicht in der Kenntnis liegt das holde Glück!“

Die Linke: „Glück? Du meinst Illusionen,
Betrug durch kognitive Dissonanz.
Damit erreichst du, Dummchen, Zweifel ohne,
Nur mehr Enttäuschung, Irrtum und Distanz.

Der Mensch braucht klare Regeln und Strukturen
Der Inhalt steht bei ihm im Vordergrund.
Und ohne mich verliert er schnell die Spuren
Des Lebenszieles sowie die Vernunft.“

„Vernunft und Anstand!“ – lachte laut die Rechte.
„Was sind sie ohne Kreativität!?
Der öden Ordnung kleinliche Verfechter
Mit Lebenszielen ohne Qualität.“.

Geschult von Pseudowahrheiten und Märchen,
Die beiden Hälften stritten nicht gelind
Und wussten nicht, dass sie, wie manche Pärchen,
Sogar getrennt, noch fest verbunden sind.

Mein armer Kopf zerbricht sich selbst in Wut:
Wie bringe ich sie unter einen Hut?

Die Musik schweigt

Weniger Glück als Verstand,
Leider nicht umgekehrt.
Dein blindes Herz hat verkannt
Meiner Liebe Wert.
Taub, hat es nicht gehört
Meiner Stimme Klang,
Vorsichtig, abgewehrt
Der durstigen Seele Drang,
Verglich im pragmatischen Test
Zweier Herzen Frequenz,
Sachlich stellte es fest
Die peinliche Differenz
In Form einer schlichten Vier –
Mein Urteil und Ungeschick.
Wie ein verstummtes Klavier
Schweigt in mir die Musik.

Physiologisches

Der Mensch als solcher ist unappetitlich,
Die Models ausgenommen und vielleicht
Kleopatra und schöne Nefertete,
Obwohl auch diese hatten es nicht leicht,

Gemäß Geschichte. Doch zurück zum Thema.
Was hat sich die Natur dabei gedacht,
Als sie uns mit den peinlichen Problemen
Des Körpers in Verlegenheit gebracht!?

Wir werden älter, dicker, bei der Hitze,
Bei intensiver Arbeit und beim Sport
Verkleben uns die Haare und wir schwitzen,
Bekommen Pickel, Schuppen und so fort.

Unangenehm sind Tropfen aus der Nase,
Noch schlimmer, wenn kein Taschentuch zur Hand,
Wie furchtbar fühlt sich an die volle Blase
Im langen Stau ist jedermann bekannt.

Und das mit der Verdauung – ist doch Käse:
Zu kompliziert und menschenwürdig kaum.
Für die vorzügliche Fotosynthese
Beneide ich tagtäglich jeden Baum.

Die Welt der frischen Düfte mögen alle,
Von schönen Farben sind wir fasziniert.
Erzählt das nach dem Essen eurer Galle,
Die immerfort ihr „Kunstwerk“ produziert.

So stolz auf den Verstand und das Bewusstsein,
Auf scharfe Sinne und das Feingefühl,
Der Mensch als solcher ist und bleibt ein Pupser,
Des Universums kleines Molekül.

Eine kleine Spinnerei

Großer Geist, bewahre mich davor,
über einen Menschen zu urteilen,
ehe ich nicht eine Meile in seinen
Mokassins gegangen bin.
(Indianisches Sprichwort)

Wenn ich allmächtig wäre wie der liebe Gott,
Beziehungsweise wie die liebe Göttin,
So hätte ich dem Skeptiker zum Spott
Für einen Tag so Einige genötigt
Zu einem Tausch, zum Leben andersrum,
Um Abgestumpfte endlich aufzuwecken:
Die Reichen arm gemacht, die Klugen dumm,
Beschenkt die Schlanken mit massivem Becken;
Die Pummelchen bekämen den Appel,
Sich stundenlang beim Fitness abzurackern,
Die Egoisten mit dem dicken Fell
Verspürten Liebesschmerz und Herzens Flackern;
Ein arroganter weißer Idiot
Erführe die Probleme eines Schwarzen,
Herzloser Arzt – die Patienten Not,
Der Patient – die Grenzen eines Arztes;
Ein Hetero mutiere unverhofft
Zu einem sanften Homosexuellen…
Um Menschen zu verstehen, hilft es oft,
Den Durst zu stillen aus der selben Quelle.

Es hätte zweifellos nicht viel gebracht,
Sobald die alte Ordnung wieder käme,
Doch hätte ich zumindest viel gelacht
Bei dem Versuch die Menschen zu beschämen.