Verrat

Ich habe dich sooft verraten,
Mein scheues dichterisches Ich,
Verneinte deine Attentate
Und ließ die Träumerin im Stich.

Ich fand dich peinlich und euphorisch,
Untalentiert und unmodern
Und schloss die Augen und die Ohren
Davor, was du verteidigst gern.

Dem Tauben warst du ausgeliefert
Und einem Blinden zugeschickt,
Mal eingepackt in heikle Briefe,
Mal im Sarkasmus fast erstickt.

Doch du kamst trotzdem immer wieder,
wie eine kleine Renaissance,
Befahlst dem Kopf und schlafen Gliedern,
Dass ich nach deiner Pfeife tanz.

Wie ein naives stures Mädchen
Und hibbelig wie eine Laus,
Erzähltest wundervolle Märchen
Und spieltest meine Schwächen aus.

Belehrtest mich in Sachen Liebe,
Verlangtest frei und echt zu sein
Und warst dann weg – ich kriegte Hiebe
Und leckte meine Wunden rein.

24.01.2017