An meinen Mus

In Memoiren habe ich gelesen,
Dass jeder Dichter, wenn er etwas taugt,
Braucht eine Muse – ein begehrtes Wesen.
Was heute allerdings ein bisschen out.

Als eine Frau und offenbar nicht lesbisch
Ich wünsch‘ mir auch ein passendes Objekt
Für meine Verse, lyrisch oder episch,
Und finde dich. Nun, keiner ist perfekt.

Ich gebe zu – ist nicht besonders witzig
Und seitens Schicksal spöttisch und gemein,
Von einer Muse, männlich, Mitte fünfzig,
Mit Bauch und Glatze, inspiriert zu sein,

Und hoffe doch auf das ersehnte Funkeln
Und nenne dich Geschlechtes wegen Mus.
Nach drei Tequilas bist du schön… im Dunkeln.
Nur deine Füße machen mich konfus.

Sie ragen aus der kurzen Federdecke
Und weisen Zeichen der akuten Gicht.
Ich gehe zu dem Schreibtisch in der Ecke
Und reime dieses traurige Gedicht:

„Wie alles in der Welt sind wir vergänglich.
Die Musen altern, die Poeten auch.
Mein Streben nach dem Glück ist unzulänglich
Und im Vergleich zur Ewigkeit ein Hauch.“

Gefällt mir gut. So weise und symbolisch.
Mein lieber Mus, du hast den Zweck erfüllt.
Ich fühle mich so herrlich-melancholisch
In dein uraltes Schnarchen eingehüllt.

29.12.2016