Das Dilemma

Der Mensch ist unvernünftig und verwegen
Und liebt die Krücke seiner Amnesie.
Die kleinen und die großen Nervensägen!
Man kann nicht mit, und auch nicht ohne sie.

Ist nicht von mir, so sprach einst Zarathustra,
Alias Friedrich Nitzsche. Und zum Glück
Bin ich gesund, sonst wäre ich nach Muster
Der vielen Grübler noch zum Schluss verrückt.

Ein Eremit, ein stolzer Einzelgänger,
Entkommen einem nächsten Horrortrip,
Vermisste ich in meiner Höhlenenge
Das wohlbekannte Kameraprinzip.

Für sich allein ist diese Welt zu öde,
Das Essen schmeckt nicht und der Kopf zu weich.
Wozu Gedanken, Stil, Charakter, Mode? –
Pyjamaday im jeglichen Bereich.

Ich bin zurück, ihr lieben Zeitgenossen,
Und stehe wieder in dem Rampenlicht.
Die Klappe auf! Vertag ist abgeschlossen.
Ich mach‘ für euch ein fröhliches Gesicht.

20.11.2016

Eine/keine Ahnung

Ich ahne, es wird einmal richtig traurig
Und ziemlich peinlich wird es einmal sein,
soeben tot, geschlüpft durch eine Mauer,
den Satz zu hören: Du kommst hier nicht rein!

Der Weg ins Jenseits – keine leichte Reise.
Man glaube, einen freundlichen Empfang
Verdient zu haben statt einer Verweisung
In einen unbeliebten Sünderrang.

Ok. Ich war noch nie ein braves Mädchen:
Zu stürmisch und daher nicht konsequent.
Doch sind wir nicht nur kleine Bio-Rädchen
Des angeborenen Temperaments?

Dann gibt es noch die Tiefenanalyse
Nach dem berühmten Klempner Sigmund Freud.
Er hat die Schuld von denen nachgewiesen,
Die uns gezeugt, geboren und betreut.

Die Pubertät, der Stress, die Wechseljahre!
Vielleicht sitzt mir der Dschingis Khan im Blut?
In uns’ren Genen stecken die Gefahren.
Und ich? Ich hab‘ mich wirklich stets bemüht.

Ich wollte immer klug und gütig werden.
Nun steh‘ ich da, verloren und geknickt.
Wenn möglich, schickt mich wieder auf die Erde,
Als Strafe für das Leben – mein Delikt.

Wen reizt schon dieses luftige Nirwana?
Wer wünscht sich dieses fromme Paradies?
Ich habe wirklich keine blasse Ahnung,
Was soll ich in dem himmlischen Verließ?

14.11.2016