Was sind wir?

Jeder will finden das, was sich lohnt
Gesucht und gefunden zu werden.
Sind wir aus göttlichen Genen geklont
Oder ein Annex der Erde?

Ewige Fragen nach Wahrheit und Sinn
Und nach der Daseinsberechtigung.
Sind ein Desaster oder Gewinn
Wir, Nimmersatt oder Möchtegern?

Zweifler und Träumer, König und Knecht –
Jedem die seinige Haube.
Ob in der Matrix oder in echt,
Sind wir nur das, was wir glauben.

Eine kleine Spinnerei

Großer Geist, bewahre mich davor,
über einen Menschen zu urteilen,
ehe ich nicht eine Meile in seinen
Mokassins gegangen bin.
(Indianisches Sprichwort)

Wenn ich allmächtig wäre wie der liebe Gott,
Beziehungsweise wie die liebe Göttin,
So hätte ich dem Skeptiker zum Spott
Für einen Tag so Einige genötigt
Zu einem Tausch, zum Leben andersrum,
Um Abgestumpfte endlich aufzuwecken:
Die Reichen arm gemacht, die Klugen dumm,
Beschenkt die Schlanken mit massivem Becken;
Die Pummelchen bekämen den Appel,
Sich stundenlang beim Fitness abzurackern,
Die Egoisten mit dem dicken Fell
Verspürten Liebesschmerz und Herzens Flackern;
Ein arroganter weißer Idiot
Erführe die Probleme eines Schwarzen,
Herzloser Arzt – die Patienten Not,
Der Patient – die Grenzen eines Arztes;
Ein Hetero mutiere unverhofft
Zu einem sanften Homosexuellen…
Um Menschen zu verstehen, hilft es oft,
Den Durst zu stillen aus der selben Quelle.

Es hätte zweifellos nicht viel gebracht,
Sobald die alte Ordnung wieder käme,
Doch hätte ich zumindest viel gelacht
Bei dem Versuch die Menschen zu beschämen.

Sein und Schein

Du fühlst dich alleine wohl? –
Dann bist du in guter Gesellschaft,
Dann musst du die Kunst nicht beherrschen,
Die Menschen zu mögen. Obwohl…

Bist du mit der Umwelt konform,
Dann könnte die Mühe sich lohnen:
Die Inhalte lassen sich klonen,
Entscheidend ist nur die Form –

Nach außen sickert nur die.
Man ist nur ein Part im Orchester,
Empfindet sich trotzdem als beste
Und leitende Melodie.

Manch einer braucht den Applaus,
Die meisten – nur die Zerstreuung
Und hätten nicht viel zu bereuen,
Gingen die Lichter aus.

Die Frage nach Sein und Schein
Beschäftigt zum Glück nicht jeden.
Erreicht man den Garten Eden
Nur selten und nur allein?

An die Mitmenschen

Ich habe euch so satt, die Bösen und die Frommen,
Entgegenkommend und voreingenommen,
Diejenigen, die meine Kraft verzehren
Und unentwegt bewerten und belehren,
Nach ihrem Ebenbild verändern wollen
Und überheblich ihre Augen rollen,
Mit ihrer Freundschaft strafen oder rühmen,
Die ihre Schuld mit meinen Taten sühnen.
Die Interessenlosen, die Entzückten,
Die primitiv und kompliziert Gestrickten,
Die Egozentriker, Narzissten und sogar
Mir allerliebsten aus der Menschenschar:
Naive Träumer, sprich: Idealisten
Und unverbesserliche Optimisten, –
Ich hab‘ euch satt. Ich bin der Menschen müde.
Verzeiht mir diese alte Plattitüde.

Auch von mir selbst bin ich enttäuscht, weil ich,
Rückfällig, schwach, rechthaberisch und hitzig,
Die Nachsicht und die Weisheit nicht besitze,
Sie so zu lieben, wie der Schöpfer mich.

Futterneid

Dem Leben aus der Serie: „Man könnte,
Es wäre möglich, aber muss nicht sein“
Fehlt der Elan, die Überraschungspointe,
Verglichen mit dem Glück per Lottoschein.

Verbotenes erregt das Interesse –
Wir werden aus Erfahrungen nicht schlau!
Und besser schmeckt dem Gaumen fremdes Essen,
Und hübscher scheint zu sein die fremde Frau.

So sind die Menschen! In den Köpfen fiebern
Uralte Muster und der Futterneid.
Vieleicht bist du in mich verliebt, mein Lieber,
Wie ich in jenes viel zu teure Kleid?

*****

Manche sind gebildet,
andere eingebildet
Manche unwiderstehlich,
Andere wollen es sein.
Einige sind gesprächig,
Schweigsam und still sind welche
Wenige offen und ehrlich,
Viele wahren den Schein,
Dass hinter der Fassade
Farbige läuft Parade:
Leben voller Gefühle,
Rätselhaft und markant.
Doch über all die die Jahre
Mache ich die Erfahrung,
Leider sind nicht so viele
Wirklich interessant.

16.12.2016

Das Dilemma

Der Mensch ist unvernünftig und verwegen
Und liebt die Krücke seiner Amnesie.
Die kleinen und die großen Nervensägen!
Man kann nicht mit, und auch nicht ohne sie.

Ist nicht von mir, so sprach einst Zarathustra,
Alias Friedrich Nitzsche. Und zum Glück
Bin ich gesund, sonst wäre ich nach Muster
Der vielen Grübler noch zum Schluss verrückt.

Ein Eremit, ein stolzer Einzelgänger,
Entkommen einem nächsten Horrortrip,
Vermisste ich in meiner Höhlenenge
Das wohlbekannte Kameraprinzip.

Für sich allein ist diese Welt zu öde,
Das Essen schmeckt nicht und der Kopf zu weich.
Wozu Gedanken, Stil, Charakter, Mode? –
Pyjamaday im jeglichen Bereich.

Ich bin zurück, ihr lieben Zeitgenossen,
Und stehe wieder in dem Rampenlicht.
Die Klappe auf! Vertag ist abgeschlossen.
Ich mach‘ für euch ein fröhliches Gesicht.

20.11.2016