Se la vi

Eine Fabel

Es lebte einst in einem Land
Ein schlecht bezahlter Musikant,
Der jeden Abend sich verkroch
Unsichtbar im Orchesterloch
Und dachte traurig: Irgendwann
Bin ich berühmt und reich. Und dann
Werd‘ ich mein Können zeigen,
Als Star und erste Geige.

Die Zeit verging: kein Ruhm, kein Geld,
Da oben tobte eine Welt,
Er saß noch immer düster
Unter dem großen Lüster.
Und dachte traurig: Irgendwann
Fällt dieses Ding, dann bin ich dran.
Wozu die Firlefanzen
Mit Mühen und Allianzen?

Und hatte recht, denn, se la vi.
Sind wir nicht alle irgendwie
Geplagt von diesem Lüster,
Nur weniger bewusster?