Zwei Schlangen (Eine Fabel)

Zwei Schlangen treffen sich im Feld.
Geächtet von der ganzen Welt,
Nicht hübsch und vom Charakter träge,
Schwarz-braun gefärbt und Brillenträger –
Gefährlich, giftig, primitiv,
Nur für einander attraktiv.
Das Männchen bäumt sich auf im Bogen,
Das Weibchen windet sich gewogen.
So, gegenseitig heiß begehrt,
Sind sie schon fast beneidenswert.
Kein falscher Stolz und keine Flausen!
Und neulich, in der Mittagspause,
Sah ich sie, immer noch verknallt,
Jedoch in menschlicher Gestalt:
Nicht hübsch und vom Charakter träge,
Die Zicke und die Nervensäge,
Und resümierte: Eigentlich
Ist glücklich sein erstaunlich schlicht!
Denn bist du eine flache Flunder,
Lass‘ dich von Ähnlichen bewundern.

Eine Nuance

Die alles klärende Nuance:
Ich bin zum Frühstück nicht geblieben.
Die Göttin des gerechten Zorns
Bestraft die vorgetäuschte Liebe
Mit einem Fluch der Einsamkeit,
Am Geiste nagender Chimäre.
Doch lieber so, als die zu zweit
Gefühllos ausgestopfte Leere.

19.06.2018

Metamorphosen

Aquarellkreide auf Aquarellpapier

Ich habe es schon wieder nicht geschafft
Und werde meinen Leichtsinn sicher büßen.
Metamorphosen zeigen ihre Kraft,
Der alte Apuleius lässt mich grüßen.

Der kleine Hund studierte seine Tricks,
Fiel auf den Rücken, brav und unterwürfig,
Bekam für seinen Zirkus einen Mix
Aus Lust und Spiel, nach Billigung bedürftig.

Und während dessen, tief in einer Gruft,
Das Katzenwesen mit den grünen Augen
War auf dem Sprung und schnupperte die Luft –
Die roch nach Zukunft und nach Freiheitsdroge.

Der Wandel war bereits vorprogrammiert:
Der Wirt unfähig auf Befehl zu lieben.
Der Hund nun weg, die Katze ist geblieben
Genau sowie die Sehnsucht bleiben wird.

Ein trauriges und altbekanntes Lied
Von meiner Neigung zu den beiden Tieren.
Ich danke trotzdem meinem Schicksals Schmidt
Dafür, dass ich zum Esel nicht mutiere.

Der Schmetterling

(…) Meine kleine Schwester Elke, die inzwischen 35 Jahre alt, esoterisch orientiert und mit Bernd, dem schweigenden Lamm, glücklich verheiratet ist, gibt mir gut gemeinte Ratschläge. Ich sollte einen Tantra-Kurs bei der Volkshochschule belegen. Das würde meine sexuelle Energie befreien und andere Menschen, unter anderem auch Frauen, in den Fluss dieser ziehen. Nach sechs Monaten sexueller Enthaltsamkeit fange ich an, darüber ernsthaft nachzudenken. Für den Anfang leihe ich mir ein Büchlein zu diesem Thema bei Elke aus. Und erfahre daraus, dass es zwei verschiedene Tantra-Richtungen gibt: die linke und die rechte Fraktion, wie in der Politik, der ich als freiheitsliebender und ungern manipulierbarer Mensch misstraue und die ich als Mittel sehe, 47% Steuern aus meiner Single-Geldtasche zu ziehen. Außerdem lehne ich die Extreme grundsätzlich ab, lese aber weiter in der Hoffnung, doch noch was Nützliches für mich zu erfahren. Die linken Thantristen stellen sich den Geschlechtsverkehr nur vor, treiben es sozusagen in ihrer Phantasie. Sie benutzen Hilfsmittelchen, um ihr Bewusstsein zu erweitern und bestreben die Reinheit des Geistes und des Körpers in der Vereinigung mit dem Partner. Das Letztere erreichen sie mit Hilfe eines Einlaufs, was mich direkt zu dem weiteren Kapitel umleitet. Die Rechten machen es tatsächlich, was schon mal nicht so schlecht ist. Aber die Beschreibung des Vorgangs ist so kompliziert, philosophisch und verworren, dass ich nach einigen Seiten aufgebe. Ich bin ein Mann, also einfach gestickt, und habe mit komplizierten Sätzen wenig am Hut. Entweder stehe ich auf die Frau oder nicht, und fragt mich nicht warum! Wenn ich stundenlange meditieren und mich vorbereiten muss, um eine flachzulegen, nehme ich lieber gleich Viagrah. Aber das ist noch nicht nötig. Also schmeiße ich das Buch in die weiteste Ecke des Zimmers und blättere in einem Playboymagazin, um in Stimmung zu kommen. Die kosmische Energie hat mich für immer verloren.(…)

Um die Fortsetzung zu lesen, folge dem Link: Der Schmetterling