An den Musiker

1.
Ach wäre ich doch zwanzig Jahre jünger,
Naiv und frei von allerlei Bedenken,
Verliebt in deine virtuosen Finger,
Die so gekonnt eine Ekstase schenken
Der stöhnenden und weinenden Gitarre –
Der einzigen und willigen Geliebten.
Ich wäre fähig Tage auszuharren
Für eine Stunde im besagen siebten
Und unerreichten Himmel. Auf der Erde
Verbringe ich den Rest von meinem Leben
Aus schwacher Hoffnung und aus deren Scherben:
Es könnte auch für mich ein Comeback geben.

2.
Dein neues Lied, wenn auch nicht mir gewidmet,
Erzählt mir, was ich wieder glauben möchte,
Die eingefleischte Skepsis überwindend:
Es gibt sie doch, die schlaflos schönen Nächte
Mit den gereimten Worten auf den Lippen,
Mit einem Wunsch nach Nähe in den Augen
Und mit den Fingern, die auf meinen Rippen
Die Melodie der Leidenschaft erzeugen.

3.
Der Weg nach Hause führt durch dunkle Kälte.
Kontraste machen uns nicht immer glücklich.
„Hör auf zu träumen, dumme alte Krücke.
Er ist ein Gast aus parallelen Welten,
Zu jung, zu selbstverliebt, zu expressiv
Und höchstwahrscheinlich manisch-depressiv!“

16.01.2017