Die Zeit ist nun spürbar und sichtbar,
Substanzlos oder gefüllt.
Der unbarmherzige Richter
Beobachtet mich unverhüllt,
Drängt sich in meine Gedanken,
Hämmert in meinem Ohr.
Die rhythmischen Wellen ranken
Durch meinen Körper empor.
Vermischen sich mit dem Regen,
Der Tränen um mich vergießt
Und der Zukunft entgegen
In die Ewigkeit fließt.
Mein irdischer menschlicher Kleinmut
Trauert um jeden Verlust.
Der holden Vergänglichkeit Anmut
Ist nur den Göttern bewusst.
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Die Zeit und die Schönheit
Am schönsten sind die Dinge die verblassen,
Verloren gehen oder aus der Sicht
Verschwinden, einen Eindruck hinterlassend,
Sie waren wichtig wie das Augenlicht.
Für alles, was wir einst bewundert haben,
Errichten wir andächtig ein Altar.
Die Zeit verzichtet auf die Opfergaben,
Der unbestechlich weise Avatar.
Der Vagabund
Von Ort zu Ort getrieben aus den Zwängen
In die begehrte Ruhe der Natur,
Gelingt es mir zeitweilig zu verdrängen
Das Ticken meiner innerlichen Uhr.
Von Herz zu Herz und jedoch eine Waise.
Erloschen ist das Feuer im Kamin.
Ein Vagabund ist nirgendswo zu Hause
Und keiner wartet sehnsüchtig auf ihn.
Beneidenswert der Glaube der Buddhisten.
Fern jedem Irrlicht- wie auch Todesbann
Man wandert in der Zeit wie in der Wüste
Von Los zu Los… Es wird schon… Irgendwann.
An den Fremden
Auf einem Fest, wo jedermann verkleidet
und fröhlich wirkt im glamourösen Licht,
Sah ich von Winterblässe angekreidet
Ein unbekanntes trauriges Gesicht.
Ich lese gerne traurige Gesichter –
In jedem steckt ein seitenreiches Buch –
Und kann das gut, sonst wäre ich kein Dichter
Mit einer Gier nach Menschen und der Sucht,
Sie zu durchschau’n. Doch dieses sprach in Rätseln,
Gefühle unterdrückte es geschickt,
War fast mit einer Maske zu verwechseln,
Wenn nicht der dunklen Augen wacher Blick.
Nachsichtig-weise und gestellt entfremdet –
So sieht ein Vater an sein dummes Kind.
Ein müder Mann und überall ein Fremder,
Entschuldige, dass wir so töricht sind.
Was suchst du hier? Ob dir die Menschen fehlen?
Hoffst du in diesem lauten Wespennest
Den Grund zu finden oder eine Seele,
Die du hinter die Mauer blicken lässt?
Um all die klugen Wahrheiten vergessend,
Verzückt zu leben, ohne Angst im Kopf,
Dass alles endet. Also ist es besser,
Die Sehnsucht abzuschalten mit dem Knopf
Der altbekannten bitteren Erkenntnis:
Wir sind nur Geisel der zu knappen Zeit.
Warum kommt es mir vor, dass ich dich kenne?
Warum tust du mir so unendlich leid?
01.01.2017
Unerklärlich post-nostalgisch
Die Zeit, mein Wächter, sagte mir,
Dass alles, was mit mir geschehe,
All die Dagegen und Dafür
Belanglos sind, vorübergehend.
Und abgelaufen ist die Frist
Für gutes Werk und böse Taten.
Der knickerige Finanzist
Erwartet schon die letzte Rate.
Die Schuld, die Sehnsucht sind gestillt,
Illusionen sind gestohlen.
Und alles, was ich kann und will,
Wird eine neue Wiederholung.
Doch trotzdem hänge ich an ihr,
Absurd, grotesk und sinnlos-tragisch.
Und Verse tropfen aufs Papier,
So unerklärlich post-nostalgisch.
18.07.2016