Des fahrigen Geistes entfesselte Moleküle

Die Ich-bezogenen Menschen sind meistens einsam,
Daher permanent auf der Suche nach neuen Gefühlen
Und auf der Flucht aus dem öden Gewohnheitsgewahrsam,
Des fahrigen Geistes entfesselte Moleküle.

Die Ich-bezogenen Menschen – moderne Sklaven
Des quälenden Dranges nach Freiheit und nach Abwechslung.
Sie mögen die Zwischentöne einer Oktave,
Die einfachen Töne sind leider für sie ein Rätsel.

Die Ich-bezogenen Menschen wollen nicht altern.
Wie sollte die Welt ohne sie irgendwann existieren?!
Es wäre tatsächlich konfus und verschwenderisch-albern,
Den wahren Gourmands zu verweigern sie zu konsumieren.

Mit ihrem Gewissen sind sie immer im Reinen
Und haben für alles vernünftige Gründe im Ärmel.
Ich weiß es. Bin schließlich ja selber einer,
An ungekünstelten Freunden allmählich ärmer.

 28.11.2016

Угроза

Обмен бактериальной флорой
Полезен для иммунитета.
Об этом проглаголил форум
В одном портале интернета.

Целуй меня, мой долгожданный,
Послушный раб своих инстинктов.
Я быть хочу твоей желанной,
А не мадонною Сикстинской.

Я не хочу быть интересной,
Мне надоели разговоры,
Не лучше ль радостью телесной
Потратить несколько каллорий.

И если ты не перестанешь
Томить меня на эту тему,
Я укреплять с другими стану
Свою имунную систему.

24.11.2016

Desillusion

Die Schicksalswege sind nicht uns’re Wege –
In meinem Fall anschaulich ausgeübt:
Ich hab‘ ein Jahr gebraucht, um dich zu mögen;
In Viertelstunde hast du mich entliebt.
Ganz ohne Nebenwirkungen. Phantastisch!
Du hast Talent als Laien-Therapeut.
Bin wieder witzig, praktisch und sarkastisch
Und habe auch kein einzig‘ Mal bereut,
Was ich gefühlt, gedacht, gesagt, gedichtet –
Die Utopie erfüllte ihren Zweck.
Es war nicht echt, und trotzdem war es richtig,
Aus einer langen Lethargie geweckt,
Ein neues Ziel ins Augenlicht zu fassen
Und frei zu sein, auch wenn es machbar kaum.
Ich könnte eine Studie verfassen:
„Wie nutze ich pragmatisch meinen Traum“.
Ich danke dir für diese Viertelstunde!
Und schlage vor, in einer Fusion
Mit mir zusammen ein‘ Verein zu gründen
Mit einem Schwerpunkt Desillusion.

22.11.2016

 

Eine bittere Erkenntnis

Wir denken mit fremden Gedanken.
Auch dieser – ohne Gewähr!
Dem Unterbewusstsein verdanken
Wir unsere Ziele und mehr.

In vielen Bereichen Laien,
Und leider Gottes nur
Die sprechenden Papageien,
Wir hängen an einer Schnur,
Wie geistige Marionetten,
Und nuckeln an bitterer Frucht
Der fremden Erkenntnis. Ach, hätte
Ich diesen Kurs nicht besucht!

Dann wüste ich nicht: Wir alle,
Gebildet, out oder in,
Sind lustige Neandertaler
Mit einem Reptil-Gehirn.

Geködert durch eigene Sinne,
Sklaven von Kopf und Bauch,
Manipulierbar von innen,
Von außen natürlich auch.

Ich dachte (o nein, jemand anders
Hat es für mich gedacht!),
Man hätte doch einen Anlass
Zu denken: Das Wissen – ist Macht!

Der Wille ist heilig. Das Ego
Das wichtigste überhaupt.
Und nun dieses Kurses wegen
Bin ich meines Glaubens beraubt!

Ich brauch‘ einen Schokoriegel,
Ich fühl‘ mich im Bauch so flau
Und sehe in meinen Spiegel:
Wer ist diese fremde Frau?!

22.11.2016

Metamorphosen

Ich habe es schon wieder nicht geschafft
Und werde meinen Leichtsinn sicher büßen.
Metamorphosen zeigen ihre Kraft,
Der alte Apuleius lässt mich grüßen.

Der kleine Hund studierte seine Tricks,
Fiel auf den Rücken, brav und unterwürfig,
Bekam für seinen Zirkus einen Mix
Aus Lust und Spiel, nach Billigung bedürftig.

Und während dessen, tief in einer Gruft,
Das Katzenwesen mit den grünen Augen
War auf dem Sprung und schnupperte die Luft –
Sie roch nach Zukunft und nach Freiheitsdroge.

Der Wandel war bereits vorprogrammiert:
Der Wirt unfähig auf Befehl zu lieben.
Der Hund nun weg, die Katze ist geblieben
Genau sowie die Sehnsucht bleiben wird.

Ein trauriges und altbekanntes Lied
Von meiner Neigung zu den beiden Tieren.
Ich danke trotzdem meinem Schicksals Schmidt
Dafür, dass ich zum Esel nicht mutiere.

21.11.2016

Gebote und Biochemie

Gott sagte: Du sollst nicht werten,
Über die Feinde auch.
Mit meinem Kopf um die Wette
Macht das für mich der Bauch.

Gott sagte: Du sollst nicht begehren
Des fremden Weibes Zopf.
Und pumpte dem armen Herren
Verstand in den unteren Kopf.

Ob mit oder ohne Sünden,
Mit 15 % Gehirn
Versuchen wir rauszufinden
Des Lebens Zweck und Sinn.

Man hat uns, ohne zu fragen,
Zu dem, was wir sind, gemacht.
Und nun müssen wir uns plagen,
Von oben dabei überwacht.

Ich bin den Gesetzen hörig.
Verzeiht mir die Blasphemie,
Doch wie soll man beides gewähren,
Gebote und Biochemie!?

20.11.2016

Das Dilemma

Der Mensch ist unvernünftig und verwegen
Und liebt die Krücke seiner Amnesie.
Die kleinen und die großen Nervensägen!
Man kann nicht mit, und auch nicht ohne sie.

Ist nicht von mir, so sprach einst Zarathustra,
Alias Friedrich Nitzsche. Und zum Glück
Bin ich gesund, sonst wäre ich nach Muster
Der vielen Grübler noch zum Schluss verrückt.

Ein Eremit, ein stolzer Einzelgänger,
Entkommen einem nächsten Horrortrip,
Vermisste ich in meiner Höhlenenge
Das wohlbekannte Kameraprinzip.

Für sich allein ist diese Welt zu öde,
Das Essen schmeckt nicht und der Kopf zu weich.
Wozu Gedanken, Stil, Charakter, Mode? –
Pyjamaday im jeglichen Bereich.

Ich bin zurück, ihr lieben Zeitgenossen,
Und stehe wieder in dem Rampenlicht.
Die Klappe auf! Vertag ist abgeschlossen.
Ich mach‘ für euch ein fröhliches Gesicht.

20.11.2016

Die Bilderbuchliebe

Ich höre oft: Du bist ein schlaues Mädchen.
Du sagst zu mir: Du bist interessant.
Bin ich ein Sachbuch oder wie ein Märchen,
Gelesen und verschwunden aus der Hand?

Was mich betrifft, so bin ich etwas eigen
Hab‘ nicht umsonst Literatur studiert,
Ich möchte lieben, den gesuchten einen,
Der mich… wie ein Bestseller fasziniert.

19.11.2016

Zum Glück

Ich mach‘ es uns wie früher ganz gemütlich,
Die nichts genutzte Traurigkeit verscheucht.
Ab heute bin ich lieber wunschlos glücklich
Als mit erfüllten Wünschen stets enttäuscht.

Die Zukunft lässt sich nicht interpretieren.
Illusionen sterben, doch zum Glück
Habe ich dich, mein Jung, und meine Tiere,
Den Garten, gute Bücher und Musik.

19.11.2016

 

In dubio pro reo*

(*Im Zweifelsfall für den Angeklagten)

Es gibt viele kluge Worte
Der intelligenten Sorte
Für logische klare Gedanken,
Verständnisvoll und zum Danken,
Für Verse, Humor und Nachsicht,
Für eine ernüchternde Nachricht,
Worte zum Prallen und Glänzen,
Um sich von der Welt abzugrenzen,
Vom Therapeuten empfohlen
Und leider auch dumme und hohle.
Auch für Wirrwarr der Gefühle

Gibt es bekanntlich viele
Und solche, die fliegen möchten
In dunklen schlaflosen Nächten,
Tagsüber nach draußen sprudeln,
Die lustigen Wörter wie „Strudel“
Oder so hart wie Steine…
Und dann gibt es noch meine,
Zuweilen so mühsam gesuchte

Mal kindische, mal verruchte,
Sooft ungewollt gefunden
Am Ort der offenen Wunde.
Dann spritzen aus der Aorta
Pulsierende heiße Worte
Ins Raster eines Gedichtes.

Ein kritischer kühler Richter
Verdreht sie und macht sie passend
Für sein pragmatisches Puzzle
Und spricht mit erhobenem Finger,
Als Weisheiten Überbringer,
Davon, wie wenig wir schätzen
Die gut überlegten Sätze.
Herr Richter, ich mach‘ mir Sorgen,
Dass eines besagten Morgens,
Das Chaos in uns überwindent,
Das Wort für Vertrauen verschwindet
Von deiner goldenen Waage
Und keiner mehr wird es wagen,
Zu fühlen und laut zu denken –
Wir könnten dich schließlich kränken,
Die unvollkommenen Narren,
Die in dem Irrtum verharren.
Wir zweifeln und, gratias Deo,
In dubio pro reo.

19.11.2016