Die ausgleichende Gerechtigkeit

Auch schöne Frauen werden einmal alt.
Da hilft auch nicht die Körbchengröße „D“.
Die Zeit ist eine höhere Gewalt
Und gnadenloser als NKWD.

Aus jedem Yang wird irgendwann ein Yin –
Das Universum strebt nach Gleichgewicht.
Nicht, dass ich schadenfroh und neidisch bin
Und ein zu schlichtes Wesen aus mir spricht…

Das Leben selbst, in diesem Fall gerecht,
Erteilt den Eitlen eine Lektion:
So ist es zu verlieren im Gefecht
Kosmetik gegen Gravitation.

12.01.2017

Es schneit

Es schneit. Meine russische Seele
Freut sich und schmerzt zugleich.
Der Garten pudert sich mehlig,
Die Fische schlafen im Teich.

Im Park verhüllt sich der Rasen
In weiße Spitze und Tüll.
Die Flocken kitzeln die Nase –
Ein altvertrautes Gefühl.

Die Straßen sind eisig-gläsern
Und glatt wie gepelltes Ei.
Mein fleißiges deutsches Wesen
Schaufelt sich Wege frei.

Mal mutig, mal weniger tapfer.
Auf meine Sehnsucht fällt weich
Der Schnee – eine schöne Metapher –
So kalt und so warm zugleich.

02.01.2017

An den Fremden

Auf einem Fest, wo jedermann verkleidet
und fröhlich wirkt im glamourösen Licht,
Sah ich von Winterblässe angekreidet
Ein unbekanntes trauriges Gesicht.

Ich lese gerne traurige Gesichter –
In jedem steckt ein seitenreiches Buch –
Und kann das gut, sonst wäre ich kein Dichter
Mit einer Gier nach Menschen und der Sucht,
Sie zu durchschau’n. Doch dieses sprach in Rätseln,
Gefühle unterdrückte es geschickt,
War fast mit einer Maske zu verwechseln,
Wenn nicht der dunklen Augen wacher Blick.

Nachsichtig-weise und gestellt entfremdet –
So sieht ein Vater an sein dummes Kind.
Ein müder Mann und überall ein Fremder,
Entschuldige, dass wir so töricht sind.

Was suchst du hier? Ob dir die Menschen fehlen?
Hoffst du in diesem lauten Wespennest
Den Grund zu finden oder eine Seele,
Die du hinter die Mauer blicken lässt?

Um all die klugen Wahrheiten vergessend,
Verzückt zu leben, ohne Angst im Kopf,
Dass alles endet. Also ist es besser,
Die Sehnsucht abzuschalten mit dem Knopf
Der altbekannten bitteren Erkenntnis:
Wir sind nur Geisel der zu knappen Zeit.

Warum kommt es mir vor, dass ich dich kenne?
Warum tust du mir so unendlich leid?

01.01.2017