Metamorphosen

Aquarellkreide auf Aquarellpapier

Ich habe es schon wieder nicht geschafft
Und werde meinen Leichtsinn sicher büßen.
Metamorphosen zeigen ihre Kraft,
Der alte Apuleius lässt mich grüßen.

Der kleine Hund studierte seine Tricks,
Fiel auf den Rücken, brav und unterwürfig,
Bekam für seinen Zirkus einen Mix
Aus Lust und Spiel, nach Billigung bedürftig.

Und während dessen, tief in einer Gruft,
Das Katzenwesen mit den grünen Augen
War auf dem Sprung und schnupperte die Luft –
Die roch nach Zukunft und nach Freiheitsdroge.

Der Wandel war bereits vorprogrammiert:
Der Wirt unfähig auf Befehl zu lieben.
Der Hund nun weg, die Katze ist geblieben
Genau sowie die Sehnsucht bleiben wird.

Ein trauriges und altbekanntes Lied
Von meiner Neigung zu den beiden Tieren.
Ich danke trotzdem meinem Schicksals Schmidt
Dafür, dass ich zum Esel nicht mutiere.

Женщине

Appropriation Art
(Aquarellkarton)

Твоими бы устами да мёд пить,
Твоими бы руками лишь творить,
Творить добро, и в назиданье миру
Любовь мою распять и воскресить,
И как тебя безумно не любить
И как не сотворить себе кумира.

Как много может выразить твой взгляд,
Глаза твои с моими говорят –
Им не к чему словесная обуза.
Но я поэт и строк послушный ряд
Дарю тебе, как праздничный наряд.
Прости меня за многословье музы.

Когда твоих касаюсь чутких губ,
Когда бываю одержимо-груб,
Любимая, я свят тобой и грешен.
Согрет твоей целительной рукой,
Я верю, что на свете есть покой.
А без тебя я просто безутешен.

Ich brauche dich

Ich brauche dich. Genug der Lügen –
Ich möchte wissen wie es ist,
Entspannt auf deinem Bauch zu liegen
Wenn draußen dunkel, kalt und trist.

Ich möchte wissen, wie es wäre
Mit dir zusammen unterwegs
Den warmen Wind des Mittelmeeres
Zu atmen, glücklich und relax.

Den ganzen Abend durchzutanzen,
Betrunken von Musik und Wein,
Von peinlich-schnulzigen Romanzen
Sentimental berührt zu sein

Und wie von einem Troll besessen
Zu lachen. Und von dir geweckt,
Zum Frühstück Erdbeereis zu essen.
Ich möchte wissen, was dir schmeckt,

All deine Stärken und die Schwächen,
Und ob ich dir vertrauen kann,
Um ohne Zweifel auszusprechen:
Mein Freund, mein Einziger, mein Mann.

25.02.2017
(Illustriert von Lilija Grieger)

Die Eitelkeit der Sinne

Wie eine träge Katze auf der Lauer,
Liegt der Oktober wartend vor der Tür.
Der alte Park, so feierlich und traurig,
Übt mit den Blättern eine Abschiedskür.
 
Mit seinem kreischenden „Hasta la vista“
Verlässt das Bild ein Vogel-Vagabund,
Und würdig eines Expressionisten
Erhellt das kühle Blau den Hintergrund.
 
Ein Windeshauch berührt die bunten Kronen,
Die Farbenpracht – das reine Plagiat:
Fauvistisch-provozierend grelle Töne
Auf eine unverwechselbare Art.
 
Bekanntlich ist die Kunst eine Domäne,
Doch ich behaupte mal, dass jedermann,
Der diesen Ahorn mit der roten Mähne
Nur einmal sah, ein Maler werden kann.
 
Die Luft ist klar, die ganze Welt hält inne
Als hätte sie zum Wachsein keine Lust.
Die überspitzte Eitelkeit der Sinne
Wird mir in diesem Augenblick bewusst.
 
Wie unterschätzt und manchmal als unwichtig
Und trivial und öde abgetan,
Empfinden wir das Einfache und Schlichte,
Die Zeit mit Unbeständigem vertan.
 
Wir lechzen nach dem Duft der fremden Wälder,
Bewundern Meere und den Wüstensand,
Und aus der nächsten Nähe Marcs Gelände
Bleibt dilettantisch-unverdient verkannt.
 
Wir suchen außerhalb nach neuen Reizen.
Die Gier nach mehr – rein menschliches Delikt!
Und merken nicht, dass Scharm allein und einzig
In wachen Augen des Betrachters liegt.
 
Borbeck, 14.10.2016
(Bild von Lilija Grieger)

Zu diesem Bild

Du denkst wohl, du verstehst mein abgezehrtes Ich,
Des Fremden kalter Blick, Voyeur und Menschenkenner,
Und liest wie ein Roman mein trauriges Gesicht –
Das Fach Psychologie ist jedermann Domäne.

Du siehst in mir den Hohn und eine stolze Frau,
Noch jung, doch zu enttäuscht, um noch einmal zu lieben,
Verbittert und vergrämt stellt sie sich hier zur Schau,
Aus ihrem Paradies der Hoffnungen vertrieben.

Du glaubst, mich zu durchschau`n, die Eitelkeit erkannt,
Bemalte Schulter als ein Zeichen dieser deutend.
Und unterschätzt vielleicht des Künstlers weise Hand,
Die meinen tiefen Schmerz dir offenbaren scheute.

20.10.2016