Einsam

Bild von Lilija 

Einem Goldwäscher gleich
Muss ich Wörter durchwälzen.
Gibt es einen Vergleich
Oder passende Sätze,
Um den bitteren Grad
Meiner Not zu beschreiben,
Einer letzten der Art
Eingefangenen Taube.
Wie ein kalter Komet,
Wie ein Tier im Gewahrsam,
Wie ein toter Planet
Ohne dich bin ich einsam.
Meines Herzens Migrant,
Mein geliebter Nomade,
Meiner flehenden Hand
Durchgeschnittene Ader,
Mein zu lautes Gedicht,
Meine Angst vor der Freiheit.
Doch die Wahrheit ist schlicht,
Auch die bittere Wahrheit:
Du bist weg  – ich bin hier,
Um die Tage zu zählen
Und ein Fetzchen Papier
Mit Metaphern zu quälen,
Um die wahre Natur
Des Gefühls zu erkennen:
Ich bin einsam wie nur
Es die Menschen sein können.

Ein Vulkan

I.
Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm.
Ich überlege:
Ist deinetwegen
Mich aufzuregen
Nicht einfach dumm?

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren!?

II.
Wir sind verwandte Wesen,
Hab‘ ich gelesen
Im Horoskop.
Du stehst am Tresen
Wie nix gewesen
Und machst mich crazy,
Ein wahrer Snob!

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

III.
Artig, ich war so artig,
Und eine smarte
Und süße Maus.
Doch dieses Warten
Kann ziemlich hart sein,
Zeig deine Karten,
Sonst flipp‘ ich aus!

Refrain:
Denn ich bin heiß wie ein Vulkan,
Der seine Glut nicht löschen kann
Und wird naturgemäß in Kürze explodieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm…

Der Herbstwalzer

Bild von L. Grieger

Warum so spät, warum erst jetzt?
Die Astern blühen in dem Garten.
Stolz und verletzt hat dieses Herz
Auf dich den Sommer lang gewartet.

Du bist mein Herbst, mein letzter Fall,
Der letzte Tanz der gelben Blätter.
Wir feiern diesen Abschlussball,
Als ob wir keine Zukunft hätten.

Im bunten Kleid sind wir so fein;
Dahlien, ich und Anemonen.
Für kurze Zeit lad´ ich dich ein
In meinem Paradies zu wohnen.

Du bist mein Trotz, mein Sturm und Drang,
Der Abschied an den heißen Sommer,
Der Aufruhr vor dem Untergang,
Die letzte Frist, die ich bekomme.

Du hast mich gern, und im Moment
Sehe ich alles ganz gelassen.
Bist du mir fern, hab´ ich gelernt,
Dich und den Sommer loszulassen.

Du bist mein letztes Abendmahl,
Zugleich die Sünde und der Segen.
Mein Herbst, es war nicht meine Wahl,
Ein Mix aus Leidenschaft und Regen.

Liebe

Liebe – nur ein Wort,
Wenn du laut darüber sprichst.
Sie erkennt sofort,
Wenn du schwach und ängstlich bist.

Refrain:
Sieben Jahre Pech nehm´ ich gerne in Kauf,
Kenne ihrer Wege Bergab und Bergauf,
Stelle mich dem hohen Gericht wie eine Diebin
Und gestehe, dass ich liebe.

Wie im Labyrinth
Dreht die Liebe sich im Kreis,
Hitzig wie ein Kind,
Eigensinnig wie ein Greis.

Refrain:

Hat sie dich ernannt,
Lebe dankbar dieses Los,
Hat sie dich verkannt,
Las´ die Blinde wieder los.

Refrain:

Wie schade

Ich gebe dir einen liebkosenden Namen.
In meinen Gedanken kursierst du willkommen.
Ich schreibe Gedichte, Poeme und Dramen,
Damit du die Chance hast, darin vorzukommen.

Ich spreche dich heilig, Vernunft überlistend,
Und schließe dich ein in gereimte Gebete,
Sodass die Agnostiker und Atheisten
In Scharen zum Glauben aus Neid übertreten.

Bist du am Verdursten, bin ich deine Quelle,
Bei brennender Hitze die rettende Kühle.
Willst du deine Ruhe, bin ich eine Zelle
Im sittlichen Kloster der sanften Gefühle.

Erfriert deine Seele im einsamen Herzen,
Verwandle ich meine in glühende Kohle,
Versuche die eisigen stechenden Schmerzen
Aus ihrem geheimen Versteck rauszuholen

Und lindern, die Sehnsucht nach Zweisamkeit stillend,
Die jeder von uns jahrelang hat gehortet.
Du flüchtest, was soll’s, dann geschehe dein Wille…
Wie schade, dass du meine Stimme nicht hörtest.

Vernunft und Liebe

Was wären wohl die Menschen ohne die
Vernunft und Liebe? – Eine Parodie
Der altbekannten schmeichelhaften These
Von Geist und Seele, Körper und Verstand,
Vereint in einem aufgeklärten Wesen
In einem mündigen Entwicklungsstand.

Die These untersuche ich akribisch
Und komme um die Wahrheit nicht herum:
Bin ich vernünftig, muss ich auf die Liebe
Zu dir verzichten oder andersrum:
Dich liebend, alle Zweifel ausradieren
Und unverhofft zum Dummerchen mutieren.

Doch leider ist das Dummerchen-Konzept
Für dich und mich kein passendes Rezept.

Die Musik schweigt

Weniger Glück als Verstand,
Leider nicht umgekehrt.
Dein blindes Herz hat verkannt
Meiner Liebe Wert.
Taub, hat es nicht gehört
Meiner Stimme Klang,
Vorsichtig, abgewehrt
Der durstigen Seele Drang,
Verglich im pragmatischen Test
Zweier Herzen Frequenz,
Sachlich stellte es fest
Die peinliche Differenz
In Form einer schlichten Vier –
Mein Urteil und Ungeschick.
Wie ein verstummtes Klavier
Schweigt in mir die Musik.

Geile Schnecke

Einst in einer Gartenecke
Lebte eine geile Schnecke.
Braungebrannt und splitternackt
Träumte sie vom Liebesakt.

Weich, genügsam, immer lächelnd –
Was bekanntlich gilt als Schwäche,
Kam sie leider nicht zurecht
Mit dem anderen Geschlecht.

Mal war ihr der Schatz zu schleimig,
Mal zu langsam, mal zu eilig,
Eingebildet oder dumm
Oder einfach andersrum.

Irgendwann – das soll es geben! –
Kam der Richtige ins Leben
Und begattete im Ring
Das rundum verliebte Ding.

Zugegeben, etwas ruppig,
Doch es war ihr diesmal schnuppe.
War schon früher arglos-blind,
Nun endgültig durch den Wind.

Vierundzwanzig lange Stunden
War das Schneckenpaar verbunden
Ohne Hemmungen und Sham
Als der blöde Gärtner kam.

Wie ein Mafiosi-Pate
Nahm er einen scharfen Spaten
Und zerstach die Beiden quer
Mitten im Geschlechtsverkehr.

Seiner Ernte galt die Sorge.
Abgestumpfter Selbstversorger
Schmiss den Traum von Harmonie
In die Unkrautdeponie.

Was für traurige Geschichte!
Denn zum Schluss verendet schlichte
Einem Zyniker zum Trost
Manche Liebe im Kompost.

Ein Gebet (3)

O Himmel, seelenleer oder bevölkert
Mit Buddha, Gott und Engel und Allah,
Befreie mich von dieser Liebesfolter
Und mache meine Sicht der Dinge klar.

Ich bin bereit die Hoffnung aufzugeben
Und ihrer Schmeicheleien Sortiment
Für ein pragmatisch ausgelegtes Leben
Und für ein Herz, das keine Schmerzen kennt.

Von oben kommt kein Tadel und kein Segen.
Die toten Sterne senden kaltes Licht.
Und nur ein unerwartet warmer Regen
Wischt mir das Tränensalz von dem Gesicht.

Die Leichtigkeit des Seins (2) (Nach Milan Kundera)

Von allen Menschen ringsherum
Hat meine Seele ausgesucht
Dein Herz. Und weiß nicht mal warum,
Bist du die Droge meiner Sucht.

Wie oft hab‘ ich ihr schon gesagt,
Durch ihre Wahl verblüfft-empört:
„Wir haben jedes Mal versagt,
Weil nur auf deinen Rat gehört!“

Wir – sind der Kopf, der Bauch und sie,
Das flatterhafte blinde Huhn,
Mit einem Hang zur Amnesie
Und manchmal wild wie ein Taifun.

Vernunft und Logik außer Acht,
Mein dummes Seelchen träumt sich weg
Aus dieser regnerischen Nacht
In ein gemütliches Versteck,

Wo du für mich kein Fremder mehr,
Verständlich wie das Einmaleins,
Wo alles möglich mit Gewähr
Auf eine Leichtigkeit des Seins.