Einsam

Bild von Lilija 

Einem Goldwäscher gleich
Muss ich Wörter durchwälzen.
Gibt es einen Vergleich
Oder passende Sätze,
Um den bitteren Grad
Meiner Not zu beschreiben,
Einer letzten der Art
Eingefangenen Taube.
Wie ein kalter Komet,
Wie ein Tier im Gewahrsam,
Wie ein toter Planet
Ohne dich bin ich einsam.
Meines Herzens Migrant,
Mein geliebter Nomade,
Meiner flehenden Hand
Durchgeschnittene Ader,
Mein zu lautes Gedicht,
Meine Angst vor der Freiheit.
Doch die Wahrheit ist schlicht,
Auch die bittere Wahrheit:
Du bist weg  – ich bin hier,
Um die Tage zu zählen
Und ein Fetzchen Papier
Mit Metaphern zu quälen,
Um die wahre Natur
Des Gefühls zu erkennen:
Ich bin einsam wie nur
Es die Menschen sein können.

Mitten in dem Farbenkarneval

I.

Heute war ein wunderschöner Tag.
Ob es an den bunten Farben lag?
Graue Wolken und der Regen,
Wagt es nicht mir auszureden,
Dass ich diesen Herbst auf einmal mag.

Auch wenn manche Sommer sind missglückt
Und der Winter immer näher rückt,
Will ich mit den Blättern kreisen.
All die Skeptiker und Weisen
Halten mich wahrscheinlich für verrückt. 

II.

Jeden Morgen startet allemal
Das bewährte alte Ritual:
Kaffee, Toast und Zigarette,
Aus dem Haus bei jedem Wetter –
Manche haben eben keine Wahl.

Und wenn mir so oft die Sonne fehlt,
Hätte ich nichts anderes gewählt
Und verliebe mich gerade
In die herbstliche Parade
Bunter Blätter, die von Bäumen fällt. 

III.

Morgen wird ein wunderschöner Tag,
Wenn der Wetterfrosch uns alle mag.
Und wenn es sich machen ließe,
Würde ich den Lügner küssen
Mit dem schleimig-sumpfigen Geschmack.

Bitte-bitte, nur noch dieses Mal,
Schenck‘ mir einen hellen Sonnenstrahl,
Weil ich nämlich dringend bräuchte
Einen Sonntag mit Beleuchtung
Mitten in dem Farbenkarneval.

Ein Vulkan

I.
Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm.
Ich überlege:
Ist deinetwegen
Mich aufzuregen
Nicht einfach dumm?

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren!?

II.
Wir sind verwandte Wesen,
Hab‘ ich gelesen
Im Horoskop.
Du stehst am Tresen
Wie nix gewesen
Und machst mich crazy,
Ein wahrer Snob!

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

III.
Artig, ich war so artig,
Und eine smarte
Und süße Maus.
Doch dieses Warten
Kann ziemlich hart sein,
Zeig deine Karten,
Sonst flipp‘ ich aus!

Refrain:
Denn ich bin heiß wie ein Vulkan,
Der seine Glut nicht löschen kann
Und wird naturgemäß in Kürze explodieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm…

Der Herbstwalzer

Bild von L. Grieger

Warum so spät, warum erst jetzt?
Die Astern blühen in dem Garten.
Stolz und verletzt hat dieses Herz
Auf dich den Sommer lang gewartet.

Du bist mein Herbst, mein letzter Fall,
Der letzte Tanz der gelben Blätter.
Wir feiern diesen Abschlussball,
Als ob wir keine Zukunft hätten.

Im bunten Kleid sind wir so fein;
Dahlien, ich und Anemonen.
Für kurze Zeit lad´ ich dich ein
In meinem Paradies zu wohnen.

Du bist mein Trotz, mein Sturm und Drang,
Der Abschied an den heißen Sommer,
Der Aufruhr vor dem Untergang,
Die letzte Frist, die ich bekomme.

Du hast mich gern, und im Moment
Sehe ich alles ganz gelassen.
Bist du mir fern, hab´ ich gelernt,
Dich und den Sommer loszulassen.

Du bist mein letztes Abendmahl,
Zugleich die Sünde und der Segen.
Mein Herbst, es war nicht meine Wahl,
Ein Mix aus Leidenschaft und Regen.

Liebe

Liebe – nur ein Wort,
Wenn du laut darüber sprichst.
Sie erkennt sofort,
Wenn du schwach und ängstlich bist.

Refrain:
Sieben Jahre Pech nehm´ ich gerne in Kauf,
Kenne ihrer Wege Bergab und Bergauf,
Stelle mich dem hohen Gericht wie eine Diebin
Und gestehe, dass ich liebe.

Wie im Labyrinth
Dreht die Liebe sich im Kreis,
Hitzig wie ein Kind,
Eigensinnig wie ein Greis.

Refrain:

Hat sie dich ernannt,
Lebe dankbar dieses Los,
Hat sie dich verkannt,
Las´ die Blinde wieder los.

Refrain:

Das Katzenlied

Aquarellkreide auf Aquarellpapier Illustriert von Lilija Grieger

In meinem nächsten Leben
Da werd‘ ich deine Katze,
Dann lieg ich jeden Abend
Auf deinem weichen Bauch.
In meinem nächsten Leben
Darf ich dein Rücken kratzen.
Und kann ich dich nicht haben,
So wirst du angefaucht.

In meinem nächsten Leben
Da werd‘ ich deine Katze.
Und bring dir aus dem Garten
Zum Frühstück eine Maus.
In meinem nächsten Leben
Muss ich auf dich nicht warten,
Denn du kommst brav und artig
Und jeden Tag nach Haus.

In meinem nächsten Leben
Wirst du mein Dosenöffner
Und kaufst mir, frisch und lecker,
Mein Lieblings-Kräuterlachs.
In meinem nächsten Leben
Schlaf ich auf deiner Decke
Und schmelz‘ in deinen Händen
Die ganze Nacht wie Wachs.

In meinem nächsten Leben
Da werd‘ ich deine Katze,
Geschmeidig, eigensinnig,
Charmant und graziös.
Und du verliebst dich innig
In meine süße Fratze
Und wirst nie wieder gehen
Und lässt mich nie mehr los.

2013

Wie schade

Ich gebe dir einen liebkosenden Namen.
In meinen Gedanken kursierst du willkommen.
Ich schreibe Gedichte, Poeme und Dramen,
Damit du die Chance hast, darin vorzukommen.

Ich spreche dich heilig, Vernunft überlistend,
Und schließe dich ein in gereimte Gebete,
Sodass die Agnostiker und Atheisten
In Scharen zum Glauben aus Neid übertreten.

Bist du am Verdursten, bin ich deine Quelle,
Bei brennender Hitze die rettende Kühle.
Willst du deine Ruhe, bin ich eine Zelle
Im sittlichen Kloster der sanften Gefühle.

Erfriert deine Seele im einsamen Herzen,
Verwandle ich meine in glühende Kohle,
Versuche die eisigen stechenden Schmerzen
Aus ihrem geheimen Versteck rauszuholen

Und lindern, die Sehnsucht nach Zweisamkeit stillend,
Die jeder von uns jahrelang hat gehortet.
Du flüchtest, was soll’s, dann geschehe dein Wille…
Wie schade, dass du meine Stimme nicht hörtest.