Mitten in dem Farbenkarneval

I.

Heute war ein wunderschöner Tag.
Ob es an den bunten Farben lag?
Graue Wolken und der Regen,
Wagt es nicht mir auszureden,
Dass ich diesen Herbst auf einmal mag.

Auch wenn manche Sommer sind missglückt
Und der Winter immer näher rückt,
Will ich mit den Blättern kreisen.
All die Skeptiker und Weisen
Halten mich wahrscheinlich für verrückt. 

II.

Jeden Morgen startet allemal
Das bewährte alte Ritual:
Kaffee, Toast und Zigarette,
Aus dem Haus bei jedem Wetter –
Manche haben eben keine Wahl.

Und wenn mir so oft die Sonne fehlt,
Hätte ich nichts anderes gewählt
Und verliebe mich gerade
In die herbstliche Parade
Bunter Blätter, die von Bäumen fällt. 

III.

Morgen wird ein wunderschöner Tag,
Wenn der Wetterfrosch uns alle mag.
Und wenn es sich machen ließe,
Würde ich den Lügner küssen
Mit dem schleimig-sumpfigen Geschmack.

Bitte-bitte, nur noch dieses Mal,
Schenck‘ mir einen hellen Sonnenstrahl,
Weil ich nämlich dringend bräuchte
Einen Sonntag mit Beleuchtung
Mitten in dem Farbenkarneval.

Прогулка по берегу

Когда ещё такое будет!
Прогулка под руку с прибоем.
И волны, как старухи, ноют:
Нам нет покоя, нет покоя…

И, как пропойца беспропудный,
Сосёт песок морскую влагу,
Скрипит наждачною бумагой
Под каждым шагом, каждым шагом…

Прохладный ветер псом приблудным
Плетётся следом, остужая.
Похожесть судеб нас сближает:
Он здесь пролётом, я – чужая.

Ein Morgen auf Teneriffa

Der Berg, verschnörkelt wie ein Schrein,
Befreit um sieben Uhr die Sonne.
Umgeben mit dem hellen Schein,
Erstrahlt die heilige Madonna.

Kein Lobgesang, kein “Och“ und „Ach“,
Kein Sonnengruß von einem Yogi.
Touristen werden langsam wach:
Sie trinken Kaffee, manche joggen,

Die Alten frühstücken um acht,
Begrüßen sich mit kalten Mienen.
Und keiner merkt: Es ist vollbracht!
Auch Wunder werden zu Routine.

Um zehn empfängt der Ozean
Die ersten Surfer mit Getöse
Und spült die Kühnen trotzig an
Den schwarzen Strand wie leere Dosen.

Der Sonntagmorgen

Die ganze Nacht hat es geregnet
Und morgens gab es ein Gewitter
Geduscht und kräftig durchgeschüttet,
Kam Sonne raus dem Tag entgegen.

Der liebe Gott schien zu vergessen,
Dass heute Sonntag ist und weckte
Die lauten Vögel in der Hecke
Sowie auch mich in Folge dessen.

Wir, optimistisch, unbelehrbar,
Für manchen Snob vielleicht zu kitschig,
Begannen sorglos wie ein Playboy
Den Tag mit fröhlichem Gezwitscher.

Im Garten

Alles blüht und gedeiht und verkündet die Daseinsberechtigung.
Auch das lästige Unkraut, als sehr optimistisch bekannt.
Das ist mein Paradies, für die Pflanzen bin ich die Allmächtige
Und entscheide, was stirbt und was lebt mit entschlossener Hand.

Dieses blättrige Volk ist rebellisch und will nicht gehorsam sein.
Und schon während ich hier, über Gottesgewalt nachgedacht,
Brav entschuldigte mich wie Buddhisten für menschliche Grausamkeit,
Hat es wieder gesprießt und ins grünliche Fäustchen gelacht.

Eine heiße Nacht

Ich wache auf – im Fenster grinst der Mond.
Ich frage ihn: Was gibt es denn zu grinsen!?
Die aufgeblähte gelbe Riesenlinse
Betrachtet mich bewertend wie James Bond.

Was für ein niederträchtiger Voyeur!
Hat wohl in seinem Himmel Langeweile
Und glotzt auf die entblößten Körperteile
Der alten Weiber und der jungen Gör.

Von mir beschämt versteckt er seinen Kopf
In einem Knoten zotteliger Äste.
Die Stadt liegt nackt und atmet durch die Fenster,
Von Tageshitze immer noch erschöpft.

Der Regenbogen

Von dem Regen getauft, von der Sonne bekehrt,
Fasziniert von dem leuchtenden Ehering,
Ich mutiere zu unaufgeklärt
Und zur Regenbogenanbeterin.

Ich verbeuge mich tief, ignoriere die Not
Meines überempfindlichen Ischias‘,
Vor dem siebenfarbigen Gott
Der australischen Aborigines.

Wie das Leben – ein kurzes Entzücken des Lichts
Ohne sichtbar erkennbarer Absichten:
Weder Anfang noch Ende, empor aus dem Nichts
Steigt der Bote der himmlischen Nachrichten.

Diese lauten: Es lebe die Illusion!
Auch die Schönheit ist ein Provisorium:
Eine schöpferische Vision
Ohne Anspruch auf Moratorium.

Die Vergänglichkeit fordert von uns ihren Preis,
Das Erwachen aus geistigen Ohnmachten.
Auf der Erde schließt sich der Kreis,
Wenn wir ihn aus der Höhe beobachten.

Kalenderweisheit

Ich liebe das Geräusch der gelben Blätter
auf dem Asphalt.
Bald kommt der erste Frost, der Straßen Glätte –
das Jahr wird alt.
Dann pudert es Gesichter unser´ Städte
mit weißem Schnee,
Verziert die Tannen mit den Lichterketten
wie eh und je,
Verrutscht danach mit lautem Korkenknallen
ins neue Jahr
Und landet unausweichlich, wie wir alle,
im Januar.
Ein Neubeginn ergibt sich aus dem Ende
natürlich-schlicht.
Ich danke dir, Erfinder des Kalenders,
für Unterricht.

Das Herbstliche

Auch schöne Blumen werden bald verwelken –
Kein Aufschub, keine Gnade, kein Erlass.
Des Gottes Gartens kreative Werke
Verschwinden von der Erde, ohne dass
Wir sie für ihren frühen Tod bedauern,
Der zwingenden Vergänglichkeit bewusst.
Und nur der Herbst in seiner stillen Trauer
Beweint mit Regenschauer den Verlust.