Ein Versuch, die hohe Scheidungsquote zu erklären

Es reicht nicht aus, ein guter Mensch zu sein,
Um einen anderen an sich zu binden.
Unfähig miteinander und allein,
Wir wünschen uns den Richtigen zu finden.

Der Richtige entpuppt sich schnell als falsch,
Die Ehe als Duell der Besserwisser.
Der Geist ist willig und das schwache Fleisch
Begnügt sich mit den lauen Kompromissen.

Und sehnt sich wieder nach Perfektion,
Trotz der Vernunft und skeptischer Prognose,
Nach einem Seelenklang in unison
Und einer körperlichen Symbiose.

Verzeiht mir diesen exaltierten Spruch
Und meine Art, sarkastisch und belehrend.
Das war nur ein poetischer Versuch,
Die hohe Scheidungsquote zu erklären.

Im meinem Kopf

Nach ihrer Art, pragmatisch und belehrend,
Sprach linke zu der rechten Hemisphäre:

„Was sind wir heute wieder mal pathetisch,
Und so euphorisch-peinlich sprachgewandt,
Mit Ansichten verschwommen-hypothetisch
Verwirrst du jeden menschlichen Verstand.

Wo sind die felsenfeste Argumente,
Die Logik und der klare Sachverhalt?
Dein Monolog ist eine Zeitverschwendung
Und bringt nicht viel, sobald der Rausch verhallt.“

So missverstanden und sogar geächtet,
Gefühlsbetont erwiderte die Rechte:

„Du selbstverliebte linke Intrigantin!
Derart Verhalten finde ich nicht nett!
Dein Faktenwissen scheint mir dilettantisch
Und kommt hauptsächlich aus dem Internet.

Die Logik bringt uns keineswegs nach vorne,
Verschafft auch keinen aufgeklärten Blick.
Der Mensch erkämpft sich Wege durch die Dornen,
Nicht in der Kenntnis liegt das holde Glück!“

Die Linke: „Glück? Du meinst Illusionen,
Betrug durch kognitive Dissonanz.
Damit erreichst du, Dummchen, Zweifel ohne,
Nur mehr Enttäuschung, Irrtum und Distanz.

Der Mensch braucht klare Regeln und Strukturen
Der Inhalt steht bei ihm im Vordergrund.
Und ohne mich verliert er schnell die Spuren
Des Lebenszieles sowie die Vernunft.“

„Vernunft und Anstand!“ – lachte laut die Rechte.
„Was sind sie ohne Kreativität!?
Der öden Ordnung kleinliche Verfechter
Mit Lebenszielen ohne Qualität.“.

Geschult von Pseudowahrheiten und Märchen,
Die beiden Hälften stritten nicht gelind
Und wussten nicht, dass sie, wie manche Pärchen,
Sogar getrennt, noch fest verbunden sind.

Mein armer Kopf zerbricht sich selbst in Wut:
Wie bringe ich sie unter einen Hut?

Physiologisches

Der Mensch als solcher ist unappetitlich,
Die Models ausgenommen und vielleicht
Kleopatra und schöne Nefertete,
Obwohl auch diese hatten es nicht leicht,

Gemäß Geschichte. Doch zurück zum Thema.
Was hat sich die Natur dabei gedacht,
Als sie uns mit den peinlichen Problemen
Des Körpers in Verlegenheit gebracht!?

Wir werden älter, dicker, bei der Hitze,
Bei intensiver Arbeit und beim Sport
Verkleben uns die Haare und wir schwitzen,
Bekommen Pickel, Schuppen und so fort.

Unangenehm sind Tropfen aus der Nase,
Noch schlimmer, wenn kein Taschentuch zur Hand,
Wie furchtbar fühlt sich an die volle Blase
Im langen Stau ist jedermann bekannt.

Und das mit der Verdauung – ist doch Käse:
Zu kompliziert und menschenwürdig kaum.
Für die vorzügliche Fotosynthese
Beneide ich tagtäglich jeden Baum.

Die Welt der frischen Düfte mögen alle,
Von schönen Farben sind wir fasziniert.
Erzählt das nach dem Essen eurer Galle,
Die immerfort ihr „Kunstwerk“ produziert.

So stolz auf den Verstand und das Bewusstsein,
Auf scharfe Sinne und das Feingefühl,
Der Mensch als solcher ist und bleibt ein Pupser,
Des Universums kleines Molekül.

Eine kleine Spinnerei

Großer Geist, bewahre mich davor,
über einen Menschen zu urteilen,
ehe ich nicht eine Meile in seinen
Mokassins gegangen bin.
(Indianisches Sprichwort)

Wenn ich allmächtig wäre wie der liebe Gott,
Beziehungsweise wie die liebe Göttin,
So hätte ich dem Skeptiker zum Spott
Für einen Tag so Einige genötigt
Zu einem Tausch, zum Leben andersrum,
Um Abgestumpfte endlich aufzuwecken:
Die Reichen arm gemacht, die Klugen dumm,
Beschenkt die Schlanken mit massivem Becken;
Die Pummelchen bekämen den Appel,
Sich stundenlang beim Fitness abzurackern,
Die Egoisten mit dem dicken Fell
Verspürten Liebesschmerz und Herzens Flackern;
Ein arroganter weißer Idiot
Erführe die Probleme eines Schwarzen,
Herzloser Arzt – die Patienten Not,
Der Patient – die Grenzen eines Arztes;
Ein Hetero mutiere unverhofft
Zu einem sanften Homosexuellen…
Um Menschen zu verstehen, hilft es oft,
Den Durst zu stillen aus der selben Quelle.

Es hätte zweifellos nicht viel gebracht,
Sobald die alte Ordnung wieder käme,
Doch hätte ich zumindest viel gelacht
Bei dem Versuch die Menschen zu beschämen.

Vertrieben aus dem Paradies

Vertrieben worden aus dem Paradies,
Wir freveln nun vom Südpol bis zum Nordpol.
Ich frage mich: War wirklich nötig dies,
Gut überlegt und pädagogisch wertvoll?

Vielleicht ist unberechtigt die Kritik –
Ich habe auch von Führung keine Ahnung,
Doch einfach so, beim ersten Missgeschick,
Ohne Gespräch, Verweis und dritte Mahnung

Uns rauszuschmeißen, war wohl vehement,
Auch in Bezug auf mangelnde Erfahrung,
Das lückenhafte Fehlermanagement
Und fehlende Belegschaft Seminare.

Wo war zu dieser Zeit der Engelsrat,
Als wir erniedrigt aus dem Eden krochen?
Obwohl, als unser Chef dasselbe tat,
So haben auch nicht viele widersprochen.

Nicht jeder ist robust und resilient,
Doch leider Gottes wusste damals keiner,
Wie traurig endet das Experiment
Für alle Homo-Sapiens-Zweibeiner.

Ein Malheur

Im Lande der vielen Schlösser,
Heines Werk auf der Spur,
Bin ich fest entschlossen,
Ein Scherflein zur deutschen Kultur
Unaufgefordert zu leisten,
Im Reimen ein bisschen geübt.
Man weiß, bei dem großen Meister
War Loreley sehr beliebt.
Auch ich bin ein deutscher Dichter,
Wenn auch aus Karaganda,
Und will von der Schönen berichten,
Doch leider ist sie nicht da!
„Du bist ja schließlich nicht Heine“, –
Spricht zu mir die Vernunft.
Trotzdem eine Gemeinheit
Gegenüber der Zunft!
Ich habe mir Urlaub genommen,
Die Flucht aus dem Alltag gewagt!
Jetzt stehe ich hier beklommen,
Vom Regen und Wind geplagt.
Was soll ich jetzt, bitteschön, dichten? –
Kein Weib, keine Leiche im Rhein.
Eine gescheite Geschichte
Fällt mir leider nicht ein.
Vorbei die romantischen Zeiten:
Kein Aufruhr, Kein Sturm und Drang,
Kein Ritter an meiner Seite
Und auch kein Minnesang.

Dann habe ich doch eingesehen:
Die Jungfrau gibt es nicht mehr,
dafür auf den Flüssen und Seen
Sicheren Schiffsverkehr.
Die Blonde könnte sich sparen
Die Show und das heikle Malheur,
Kämme sie ihre Haare
Daheim oder beim Friseur.
War es denn wirklich nötig
Lieder zu trällern am Rhein,
Deswegen fahrlässiger Tötung
Von allen beschuldigt zu sein?
Man hat schon für mildere Taten
Frauen zu Hexen erklärt.
Und soll ich euch `was verraten? –
Ich finde es auch unerhört!
Weiß auch nicht, warum und worüber
Ich eigentlich traurig bin?
Vielleicht verfasse ich lieber
Ein Loblied auf Balduin*.

* Erzbischof und Kurfürst, Mittel-Rhein, 14. Jahrhundert

Der Streit mit Onkel Gert

Du meinst es gut – es kommt verkehrt, wie immer:
Mit Rotz und Tränen, Vorwurf und Gewimmer.
Der Eine fühlt sich schwach und abgesetzt,
Der Andere in seinem Stolz verletzt,
Der Dritte, der sich selbst um gar nichts scherte,
Versucht die gute Absicht abzuwerten.
Und wenn ihr glaubt, dass nur bei uns – mitnichten,
Dann denkt an Menschen grausame Geschichte,
An Marx und bolschewistisches Komplott,
An Martin Luther und den lieben Gott.
Aus jeder Wohltat der Idealisten
Entstehen Siege der Antagonisten.
Kreuzzüge, Kriege, Revolutionen…
Der Streit mit Onkel Gert war auch nicht ohne!

Emanzenklage

Ab vierzig sind wir, trotz der Geistesblitze
Und Eleganz, für Männer transparent!
Doch ich mit meinen stolzen fünfundsiebzig,
Ich meine Kilos, immer noch präsent.

Auch starke Männer haben ihre Schwächen
Und suchen mit ohne Alkohol
Bei mir Probleme klärende Gespräche
Und jammern mir damit die Ohren voll.

Im Gegensatz zu anderen Emanzen
Hab‘ ich noch keinen einzigen vermiest!
Ich bremse auch für Männer! Doch zum Tanzen
Wird aufgefordert dieses blonde Biest!

Trug und Sakramente

Es lebe Dummheit und Illusion,
Und jede friedliche Religion!
Denn, stellt euch vor, wenn jeder Schwachkopf wüsste,
Dass das Konzert der Dünen in der Wüste
Durchaus erklärbar ist als Konsequenz
Der Rutschgeräusche niedriger Frequenz;
Dass der purpurne Sonnenuntergang
Verschmutzte Luft ist oder der Gesang
Der Sommergrillen und der Vogelscharen
Bedeutet nur den simplen Ruf zum Paaren.

Wie einsam wären Menschen ohne Gott.
Beschäftigt mit dem lieben Alltagstrott,
Wir wären selbstverständlich sehr betrübt,
Weil uns, die Auserwählten, keiner liebt,
Und einige auch sauer, Zweifel ohne,
In Anbetracht der fehlenden Belohnung
Für den Verzicht auf die beliebten Sünden.

Wenn alle alles wüssten und verstünden,
So wäre rundherum so wenig los:
Die Dichter wären alle arbeitslos.
Es gäbe keine Wunder auf der Welt,
Wir hätten die Romantik abgestellt,
Die Sonnenuntergänge ignoriert,
Die Zwitschernden und Zirpenden kastriert,
Damit wir endlich in der Herrgottsfrühe
Behaglich schlafen könnten. Keine Mühe,
Kein Sterbenswort und keine Energie
Verschwenden würden wir für die Magie
Der einzig lebenswürdigen Momente:
Für Geist und Seele – Trug und Sakramente!

Eine Beobachtung

Woran erkennt man eine alte Frau?
Nicht weil sie weise wird und doppelt schlau,
Nicht am Gesicht, nicht an der Seelenruhe –
Man sieht es an den weichen Rieker Schuhen!
Der Gicht zuliebe und den großen Zehen
Lässt sie die schicken Pumps zu Hause stehen.

Woran erkennt man einen alten Mann?
Nicht weil er immer will, und selten kann,
Nicht an gefärbten Haaren und Perücke
Man sieht es an den unbeherrschten Blicken.
Sei noch so jung das Opfer der Begierde,
Der alte Klepper traut sich an die Hürde.