Per Anhalter durch das Leben

Per Anhalter durch das Leben
In einem sterblichen Körper.
Zeitlich begrenztes Streben,
Gebete, die keiner erhörte.
Hat es sich wirklich gelohnt,
Flüchtig vorbeizuschauen?
Anmut und Todesschauer
Haben mir innegewohnt.
Jede Geburt – ein Big Beng,
Lichter Weg der Photonen.
Nur ein Nocturne von Chopin
Ist schon eine Belohnung.

Die letzte Inventur

Das Leben, eine Abenteuer-Tour,
Erfordert bald die letzte Inventur.
Erstellung einer ehrlichen Bilanz
Hat zugegeben keine Relevanz
Für einen selbst. Das Für-und-Gegen dich,
Gewinne und Verluste unterm Strich,
Versteckte Kosten, Schulden und auch mehr –
In zwanzig Jahren weiß es keiner mehr.
Ob du großzügig warst oder gemein,
Kommt abgekürzt als Fazit auf den Stein.
Und nicht mal das, wenn Erbende beharren
Darauf, an deinem Ehrenmal zu sparen.

Das Leben ist gemein

In jedem Anfang schimmert schon das Ende.
Begrenzte Zeit beschreiben wir und wenden
Das Blatt des Lebens, immerwährend wissend,
Es wird zum Schluss vergilbt und weggeschmissen,
Wie überholtes altes Inventar,
Egal wie wichtig deine Botschaft war.

In jeder Liebe weilt bereits der Abschied.-
Kein Phönix steigt lebendig aus der Asche.
Nur ein Gedanke ist von ihm geblieben –
Die nüchterne Vergänglichkeit der Liebe.
Und ohne sie, an Selbstbetörung arm,
Verliert das Leben seinen Sinn und Scharm.

Das Abschiedsfest verdirbt der Tropfen Wermut.
Letztendlich bleibt nur eine leise Wehmut.
Denn die Geschenke, wenn auch unvollkommen,
Sind dem Beschenkten wieder weggenommen
Nach den besagten Regeln der Chemie:
Gesundheit, Schönheit, Kraft und Energie.

Und dankend für die Gnade des Vergessens
Behauptet man, der Lage angemessen,
Gedemütigt von Schicksal und verhöhnt:
So ist das Leben, hart und trotzdem schön!

Ihr Heuchler, Esoteriker und Fromme,
Mit Ansichten verworren und verschwommen,
Der pseudo-optimistische Verein,
Gibt es doch zu! Das Leben ist gemein.

Ohne Garantie

Man kriegt ein Leben ohne Garantie
Und ohne halbwegs brauchbare Anweisung.
Wie die Pralinen Marke Assorti
Schmeckt es mal süß und bitter stellenweise.

Dass es so unbemerkbar schnell vergeht,
Vergaß der liebe Gott uns mitzuteilen
Und lieferte auch kein Ersatzpacket
Für alle abgenutzten Körperteile.

Und jeder Tag entpuppt sich als Beweis
Der ausgeschöpften Energiereserven,
Als harter Test für ausgepeitschte Nerven
Und sterblicher Materie Verschleiß!

Was für ein Sch..ß!

 

Im Diogenes Fass

Im Kloster meines eingesperrten Geistes,
Umgeben von Gedanken und Musik,
Muss ich nichts gelten und schon gar nichts leisten
Und bin geschützt vor jedem fremden Blick.
Kein dummer Streit um Recht und Anerkennung,
Wenn überhaupt hier einer widerspricht,
Dann bin es ich. Und so, wie ich mich kenne,
Zum Schluss verschwinden Zweifel im Gedicht
Und wieder Ruhe. Traurigkeit und Wonne,
Illusionen, Liebe, Neid und Hass, –
Erspart mir die, und geht mir aus der Sonne.
Es geht mir gut im Diogenes Fass.

An mein Leben

So wie ich möchte, kann ich dich nicht lieben.
Jetzt schau nicht weg! Du bist damit gemeint:
Ein bisschen Glück und viele Schicksalshiebe –
Das sage ich nicht nur, weil es sich reimt.

Natürlich könnte es mich härter treffen.
An vielen Dingen bin ich selber schuld.
Statt zu verzweifeln oder laut zu kläffen,
Ich übte mich in Demut und Geduld.

Die Schicksalsfee schätzte meine Mühe,
Und schenkte mir Almosen ab und zu.
Nun bin ich dankbar, weise und genügsam
Und frage nicht nach weshalb und wozu
Das ganze Drama. Zahle brav den Eintritt –
Der letzte Akt bleibt Gott sei Dank vertagt.

Von dieser Rede keineswegs beindruckt
Vergeht der nächste meines Lebens Tag.
Mit einem fleißig-pingeligen Regen
Erfrischt er meinen Garten und das Haus.
Ich bleibe faul und träge seinetwegen –
Bei diesem Wetter kriegt mich keiner raus.

Kein Pflichtgefühl und keine sieben Pferde!
Dann lieber einen letzten Gnadenschuss!
Sogar der Hund ist suizidgefährdet,
Weil er noch einmal Gassi gehen muss.

Die Leichtigkeit des Seins (nach Milan Kundera)

Wir wachen auf und formen uns tagtäglich,
Den kleinen Tod verwunden über Nacht.
Die Leichtigkeit des Seins ist unerträglich –
Sein paradoxes Wesen tritt in Kraft.
Und jeden Abend, an Erfahrung reicher –
Im Überwinden liegt die hohe Kunst,
Verstehen wir: Das Ziel ist unerreichbar,
Die Leichtigkeit ist einfach nicht für uns.
Das Selbstbewusstsein – ein Geschenk des Schöpfers
Enthält das Streben nach Perfektion
Und ist nicht zu verdrängen aus den Köpfen
Mit Selbstbetrug und Meditation.
Illusionen, Lüste oder Träume,
Vergnügen aller Art und Arbeitssucht,
Die Gnade des Vergessens des Versäumten
Verschaffen uns die Wege auf der Flucht
Aus diesem Sein und der prekären Lage,
An ihm zu hängen, ohne die Gewähr,
Dass wir die Last der Leichtigkeit ertragen,
Wenn sie nur irgendwie erreichbar wär‘.

Weltanschauliches

Früher standen die Weisen an den strömenden Flüssen,
Sangen heilige Mantras, warteten auf Erleuchtung,
Rühmten welkende Blumen für den Mut loszulassen
Und gewöhnten sich fügsam an den Kreislauf der Dinge.
Heute stehen wir alle an dem kreisenden Fließband,
Testen wechselnde Bilder, füllen Köpfe und Bäuche,
Sind wir glücklicher, wenn wir lechzen, lieben und hassen,
Oberflächliche Lieder mit Begeisterung singen?

Allen Suchenden – Ehre, jedem Finder – das Seine,
Ob Samsara, ob Atman, Goldmund oder Narziß.
Alles hat einen Ursprung. Wem gebührt das Verneinen
Dieses Lebens alias Zweifel und Kompromiss?

Die Party

Die Party ist vorbei. Da draußen wartet keiner.
Wenn doch, dann nicht in der geliebt-bekannten Form.
Es scheint, ich bin zum Schluss mit dieser Welt im Reinen,
Für anderen Bereich bestimmt zu wenig fromm.

Und wenn ich ehrlich bin, fällt es mir schwer zu glauben,
Dass für die Mühe hier, mich irgendwo ein Lohn
Erwartet. Hier und jetzt war ohne Wenn und Aber
Für meinen müden Geist die letzte Station.

Die Party ist vorbei. Es war nicht immer spannend,
Nicht alle Gäste nett, nicht immer amüsant
Und streckenweise fies, wie Pleiten, Pech und Pannen,
Als Schicksal oder Los gelegentlich bekannt.

Mein Auftritt in der Show verlief ganz gut im Ganzen,
Jedoch nicht immerfort in einem hohen Maß.
Ich akzeptierte die Plus-Minus Toleranzen
Und setzte oft im Spiel auf das verdammte Ass.

Verlor dabei mein Herz, den Glauben und die Träume,
Doch niemals den Verstand – ich mag ihn irgendwie.
Zusammen wollten wir die Pointe nicht versäumen
Von jedem neuen Tag der flinken Se la vie.

Und nun ist es vorbei, das aussichtslose Treiben,
Gesättigt und erschöpft die alte Partymaus.
Geliebter Regisseur, lass mich ein Bisschen bleiben
Ich schlafe meinen Rausch noch eine Weile aus.

31.01.2017

Die ausgleichende Gerechtigkeit

Auch schöne Frauen werden einmal alt.
Da hilft auch nicht die Körbchengröße „D“.
Die Zeit ist eine höhere Gewalt
Und gnadenloser als NKWD.

Aus jedem Yang wird irgendwann ein Yin –
Das Universum strebt nach Gleichgewicht.
Nicht, dass ich schadenfroh und neidisch bin
Und ein zu schlichtes Wesen aus mir spricht…

Das Leben selbst, in diesem Fall gerecht,
Erteilt den Eitlen eine Lektion:
So ist es zu verlieren im Gefecht
Kosmetik gegen Gravitation.

12.01.2017