Eine Frühlingskur

In meinem Kopf, gesteuert durch die Sonne,
Klingt heute Morgen fröhliche Musik.
Der Text ist schlicht: Der Frühling hat begonnen.
Aus diesem Anlass macht sich alles schick.

Der eitle Himmel schmückt sich mit den Wolken,
Die frische Böe kämt ein bisschen wirsch
Die ersten Blumen, ein robustes Völkchen,
In weißen Röckchen unausstehlich hübsch.

Gemäß den ungeschriebenen Gesetzen
Auch ich beginne eine Frühlingskur:
Her neue Kleider, Schuhe und als Letztes
Zum Outfit eine passende Frisur!

Zwei Schlangen (Eine Fabel)

Zwei Schlangen treffen sich im Feld.
Geächtet von der ganzen Welt,
Nicht hübsch und vom Charakter träge,
Schwarz-braun gefärbt und Brillenträger –
Gefährlich, giftig, primitiv,
Nur für einander attraktiv.
Das Männchen bäumt sich auf im Bogen,
Das Weibchen windet sich gewogen.
So, gegenseitig heiß begehrt,
Sind sie schon fast beneidenswert.
Kein falscher Stolz und keine Flausen!
Und neulich, in der Mittagspause,
Sah ich sie, immer noch verknallt,
Jedoch in menschlicher Gestalt:
Nicht hübsch und vom Charakter träge,
Die Zicke und die Nervensäge,
Und resümierte: Eigentlich
Ist glücklich sein erstaunlich schlicht!
Denn bist du eine flache Flunder,
Lass‘ dich von Ähnlichen bewundern.

Das Leben ist gemein

In jedem Anfang schimmert schon das Ende.
Begrenzte Zeit beschreiben wir und wenden
Das Blatt des Lebens, immerwährend wissend,
Es wird zum Schluss vergilbt und weggeschmissen,
Wie überholtes altes Inventar,
Egal wie wichtig deine Botschaft war.

In jeder Liebe weilt bereits der Abschied.-
Kein Phönix steigt lebendig aus der Asche.
Nur ein Gedanke ist von ihm geblieben –
Die nüchterne Vergänglichkeit der Liebe.
Und ohne sie, an Selbstbetörung arm,
Verliert das Leben seinen Sinn und Scharm.

Das Abschiedsfest verdirbt der Tropfen Wermut.
Letztendlich bleibt nur eine leise Wehmut.
Denn die Geschenke, wenn auch unvollkommen,
Sind dem Beschenkten wieder weggenommen
Nach den besagten Regeln der Chemie:
Gesundheit, Schönheit, Kraft und Energie.

Und dankend für die Gnade des Vergessens
Behauptet man, der Lage angemessen,
Gedemütigt von Schicksal und verhöhnt:
So ist das Leben, hart und trotzdem schön!

Ihr Heuchler, Esoteriker und Fromme,
Mit Ansichten verworren und verschwommen,
Der pseudo-optimistische Verein,
Gibt es doch zu! Das Leben ist gemein.

Цыганская песня

Zigeunerin

Не испечь к обеду хлеба,
Если нет огня.
Журавлёнка манит небо,
Волюшка меня.

Не дари мне дом с балконом,
Замуж не зови.
Необузданные кони
У меня в крови.

Лучше посох и чужбина,
Чем в твоём раю.
Ты прости меня, нелюбимый,
Непокорную.

Отпусти по доброй воле,
Убери наган.
Ждёт меня в широком поле
Молодой цыган.

Для него я песни пела,
Ласки берегла,
Мать с отцом не пожалела,
Из дому ушла.

Он печаль мою излечит,
Он не хмурит бровь.
Обвенчают нас под вечер
Воля и любовь.

Der Zweifel

Der Zweifel ist mein Glaube, zweifelsohne.
Ich spinne stets in eigener Regie,
Sonst wäre ich noch fromm wie die Mormonen
Und machtbesessen wie Scientology.

Er macht mein Leben etwas ungemütlich,
Denn nicht zu wissen – ist ein schweres Los.
Das Hin und Her befördert mich minütlich
Vom Wolkenkratzer in das Erdgeschoss.

Mein sturer Kopf verhält sich eigensinnig
Und traut nicht mal der Ampel neuerdings.
Nur eins ist klar: Ich zweifle, also bin ich,
Mein eigen Quälgeist und die dunkle Sphinx.

О фортуне (Женская тюремная песня)

Начальница-фортуна не выбрала меня
И лёгкую судьбу не подарила.
Жила я, как умела, скареду не виня,
И правильного мальчика любила.

Припев:
Что не сбылось, то забылось,
Кому можно, всем прощу,
Полюбила, разлюбила,
Подержу и отпущу.
Напишу ему маляву,
Попрошу не отвечать.
Эх, судьба моя, отрава –
Долго воли не видать.

К кому-то благосклонна и черезчур щедра,
В рулетку ты со мной играла что ли?
Но видно, не хватило на всех на нас добра –
Мне за реснички, а ему гулять на воле.

Припев:

Давно уже не плачу, ну, просто, се ля ви,
Судьба, она ведь счастьем не торгует.
Но, видно, не хватило на всех на нас любви –
Его теперь другая девочка целует.

Припев:

Ein Vulkan

I.
Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm.
Ich überlege:
Ist deinetwegen
Mich aufzuregen
Nicht einfach dumm?

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren!?

II.
Wir sind verwandte Wesen,
Hab‘ ich gelesen
Im Horoskop.
Du stehst am Tresen
Wie nix gewesen
Und machst mich crazy,
Ein wahrer Snob!

Refrain:
Denn du bist kalt wie ein Vulkan,
Der längst erloschen ist und kann
Nicht aus der Tiefe seines Kraters eruptieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

III.
Artig, ich war so artig,
Und eine smarte
Und süße Maus.
Doch dieses Warten
Kann ziemlich hart sein,
Zeig deine Karten,
Sonst flipp‘ ich aus!

Refrain:
Denn ich bin heiß wie ein Vulkan,
Der seine Glut nicht löschen kann
Und wird naturgemäß in Kürze explodieren.
Warum versucht mein dummes Herz
Dein jedes Wort und jeden Scherz
Als einen Lavafunken zu interpretieren?!

Regen, schon wieder Regen,
Und du bist träge,
Dein Herz ist stumm…

Das Glück

Unlängst war ich am Überlegen:
Wie konnte ich mein Glück verlegen?
Es war doch immer greifbar nah,
Egal was ringsherum geschah.
Und als ich damals fast ertrunken,
Hat es mir freundlich zugewunken,
Doch retten musste ich mich selbst,
Ob es mir passt oder gefällt.

Im Urlaub oder im Konzert,
Schon im Voraus von mir begehrt,
Erschien es, flüchtig, unvollkommen,
Und ist mir jedes Mal entkommen –
Bevor ich es am Schopf gepackt,
Doch mit dem Teufel einen Pakt,
Dank Goethe, wollte ich nicht schließen –
Hat keinen Sinn, wie alle wissen.

Und trotzdem, hab‘ ich es gesucht,
Geplagt von Ungeduld und Sucht
Nach neuen Menschen oder Orten,
Nach Lob- und Anerkennungsworten,
Erahnte es im Liebesschwur
Und in der Stille der Natur.
Das Holde blieb mir unzugänglich,
Zu illusorisch, zu vergänglich.

Es zeigte manchmal sein Gesicht
In dem gelungenen Gedicht,
In der Musik vertrauten Klängen,
Sogar im menschlichen Gedränge!
Verschwand dann doch zu meinem Pech
Im oberflächlichen Gespräch.

Mein Glück, ich fühle mich betrogen:
Ein kranker Junkie ohne Droge,
Seit Jahren bin ich auf Entzug!
Es war von dir kein feiner Zug,
Im Dunkeln tappen mich zu lassen
Und meine Nerven zu verprassen,
Wobei, gepaart mit Lebensgier,
Warst du die ganze Zeit in mir!

Die Weisheit wurde mir bewusster
Als ich den Schlüssel suchen musste,
Deshalb ein Treffen abbestellt,
Die Wohnung auf den Kopf gestellt
Und dann, zu meiner Überraschung,
In meiner vollgestopften Tasche
Da fand ich ihn, den Heißbegehrten,
Als ich den ganzen Kramm entfernte,
Obwohl, ich bin doch nicht verrückt! –
Drei Mal in diese reingeguckt!

So ist es auch bei Unsereinem
Mit Glücksgefühlen jeder Art.
Wer hektisch ist, der findet keine
Und kriegt ein fades Surrogat.

Старому году

Снова декабрь оптимистом для нас притворяется,
Снова январь обещает счастливую новь.
Чья-то надежда, как кошка, седьмой раз рождается,
Неугомонная, ждёт повторенья любовь.

Припев:
Снег за окном,
И с каждым днём
Год, поседев, стареет,
Учит прощать
И забывать,
Может, и я сумею.

Жизни река протекает меж времени шлюзами,
И берега неприступны с обеих сторон.
Больно, когда у души умирают иллюзии.
Господи, дай не дождаться мне их похорон.

Припев:

Может быть, скоро развеются наши сомнения
И на вершине спирали сомкнётся кольцо,
Новое – это забытых надежд возвращение.
Грустное что-то у мудрости этой лицо.

Припев:

Die Gedanken einer Pianistin

Da sitzen sie, die Kenner und die Laien,
Bewerten, applaudieren und verzeihen
Mir kleine Fehler, falls sie welche merken,
Und wagen es, die genialen Werke
des großen Meisters und die Beichte dessen
An ihrem kläglichen Geschmack zu messen.

Wer seid ihr schon? Was wisst ihr von den Qualen
Der Schöpferkraft samt täglicher Rivalen,
Wie Zweifel und die Sehnsucht nach Entrücken,
Der Drang, in neuen Klängen auszudrücken
Das alte Streben nach Perfektion,
Die Wonne und das Leid. Wer seid ihr schon,

Ihr Kritiker und die allwissend Stolze?
Ward ihr mit seinem Tagestraum verschmolzen?
Habt ihr versucht die Seele auszurenken
Bis zu dem Schmerz in müden Handgelenken,
Am Trugbild hängend wie an einem Tropf?
In aller Ehrfurcht senke ich den Kopf,

Erlaube mir kein Urteil, nur Verständnis
Für Nacktheit der Gefühle, für Geständnis
Der menschlichen Verletzlichkeit, für Sieg
Und Scheitern und für das Gelingen
Der einzig wahren Liebe zur Musik,
Die nur für Eingeweihte sollte klingen.