Die Acht

Kreise liegen im Kreis und berühren sich sachte,
Wenn man sie kippt, ergeben sich Achten
Endlosverbundener Schleifen,
Die ich als Kind immer gerne gemalt,
Um irgendwann zu begreifen:
Acht – meine fließende Zahl.
Keine spannende Dreizehn.
Keine magische Sieben.
Eine Spirale des Lebens, des Liebens,
Des ewigen Fallens und Auferstehens,
Des Überwindens und des Vergehens –
Das ziellose Echo verklungener Verse,
Mein Traum, und mein Märchen,
Und mein Universum.

2013

Der Traum

Ich träumte, meine Liebe war ein Traum,
in dem zwei Seelen außer Körper lebten
Und leicht und unbeschwert durch Zeit und Raum
Den Wolken gleich im blauen Himmel schwebten.

Nur dieses Schweben, ohne Zweck und Sinn –
Kein Ziel, kein Schmerz, kein Denken, kein Verlangen,
In Ewigkeit in meinem Traum gefangen,
Wo du mein Gott, und ich dein Engel bin.

Und kurz bevor ich dachte: Das ist Glück!
Wurd‘ ich geweckt, unsanft, im Hier und Heute.
„Die Rechnung kriegen Sie von uns geschickt“ –
Verkündete die Psychotherapeutin.

2012

An den Ozean

Wie einer Nutte Fetischist
Leckt Ozean an meinen Füssen.
Ich weiß, ich werde dich vermissen,
Sobald du aus den Augen bist.

Warum bist du kein echter Mann
Mit deiner Leidenschaft und Tiefe?!
Ich – deine Insel Teneriffa,
Im Herz – ein glühender Vulkan.

Ein letzter Klapps, ein feuchter Kuss –
Daheim, wo kühle Winde wehen,
Wo jeden Morgen in den Wehen
Die Sonne sich gebären muss.

Mach’s gut, Rebelle-Ozean,
Mein Freund, Geliebter und Gebieter.
Ich bleib dir treu und komme wieder
Wie jedes Jahr, sobald ich kann.

2012

Mein Herbst

Du bist mein Herbst, mein letzter Fall,
Das letzte Zittern bunter Blätter,
Die in dem Farbenkarneval
Im Winde flattern um die Wette.

Du bist mein Trost, mein Sturm und Drang,
Mein Abschied an den heißen Sommer,
Die Hoffnung vor dem Untergang,
Die Gnade, die ich nie bekomme.

Du bist mein letztes Abendmahl,
Zugleich die Sünde und der Segen.
Mein Herbst, es war nicht meine Wahl –
Ein Mix aus Tränen, Eis und Regen.

2012

Vergeudung

Schon wieder eine Nacht wie Halloween,
Schon wieder eine Woche ohne Liebe,
Und ohne Zärtlichkeit, und ohne Sinn…
Die Tage, gut verkleidete als Diebe,
Als Folterer und Richter und als Gott
Begleiten mich beschimpfend aufs Schafott.
Verzweifelt, schwach und meiner Schuld bewusst
Und Hände ringend bitte ich um Gnade:
„Du, mich erschaffender aus Liebe und aus Lust,
Aus Sehnsucht und Vernunft, bin ich dir nicht zu schade?
Warum verleugnest Du dich selbst in mir,
Verwandelst` dein Geschenk in eine Strafe?
Autodafé! Die Göttliche Willkür
Verkündete das Urteil für die Gaffer.

2012