Metamorphosen

Ich habe es schon wieder nicht geschafft
Und werde meinen Leichtsinn sicher büßen.
Metamorphosen zeigen ihre Kraft,
Der alte Apuleius lässt mich grüßen.

Der kleine Hund studierte seine Tricks,
Fiel auf den Rücken, brav und unterwürfig,
Bekam für seinen Zirkus einen Mix
Aus Lust und Spiel, nach Billigung bedürftig.

Und während dessen, tief in einer Gruft,
Das Katzenwesen mit den grünen Augen
War auf dem Sprung und schnupperte die Luft –
Sie roch nach Zukunft und nach Freiheitsdroge.

Der Wandel war bereits vorprogrammiert:
Der Wirt unfähig auf Befehl zu lieben.
Der Hund nun weg, die Katze ist geblieben
Genau sowie die Sehnsucht bleiben wird.

Ein trauriges und altbekanntes Lied
Von meiner Neigung zu den beiden Tieren.
Ich danke trotzdem meinem Schicksals Schmidt
Dafür, dass ich zum Esel nicht mutiere.

21.11.2016

Gebote und Biochemie

Gott sagte: Du sollst nicht werten,
Über die Feinde auch.
Mit meinem Kopf um die Wette
Macht das für mich der Bauch.

Gott sagte: Du sollst nicht begehren
Des fremden Weibes Zopf.
Und pumpte dem armen Herren
Verstand in den unteren Kopf.

Ob mit oder ohne Sünden,
Mit 15 % Gehirn
Versuchen wir rauszufinden
Des Lebens Zweck und Sinn.

Man hat uns, ohne zu fragen,
Zu dem, was wir sind, gemacht.
Und nun müssen wir uns plagen,
Von oben dabei überwacht.

Ich bin den Gesetzen hörig.
Verzeiht mir die Blasphemie,
Doch wie soll man beides gewähren,
Gebote und Biochemie!?

20.11.2016

Das Dilemma

Der Mensch ist unvernünftig und verwegen
Und liebt die Krücke seiner Amnesie.
Die kleinen und die großen Nervensägen!
Man kann nicht mit, und auch nicht ohne sie.

Ist nicht von mir, so sprach einst Zarathustra,
Alias Friedrich Nitzsche. Und zum Glück
Bin ich gesund, sonst wäre ich nach Muster
Der vielen Grübler noch zum Schluss verrückt.

Ein Eremit, ein stolzer Einzelgänger,
Entkommen einem nächsten Horrortrip,
Vermisste ich in meiner Höhlenenge
Das wohlbekannte Kameraprinzip.

Für sich allein ist diese Welt zu öde,
Das Essen schmeckt nicht und der Kopf zu weich.
Wozu Gedanken, Stil, Charakter, Mode? –
Pyjamaday im jeglichen Bereich.

Ich bin zurück, ihr lieben Zeitgenossen,
Und stehe wieder in dem Rampenlicht.
Die Klappe auf! Vertag ist abgeschlossen.
Ich mach‘ für euch ein fröhliches Gesicht.

20.11.2016

Die Bilderbuchliebe

Ich höre oft: Du bist ein schlaues Mädchen.
Du sagst zu mir: Du bist interessant.
Bin ich ein Sachbuch oder wie ein Märchen,
Gelesen und verschwunden aus der Hand?

Was mich betrifft, so bin ich etwas eigen
Hab‘ nicht umsonst Literatur studiert,
Ich möchte lieben, den gesuchten einen,
Der mich… wie ein Bestseller fasziniert.

19.11.2016

Zum Glück

Ich mach‘ es uns wie früher ganz gemütlich,
Die nichts genutzte Traurigkeit verscheucht.
Ab heute bin ich lieber wunschlos glücklich
Als mit erfüllten Wünschen stets enttäuscht.

Die Zukunft lässt sich nicht interpretieren.
Illusionen sterben, doch zum Glück
Habe ich dich, mein Jung, und meine Tiere,
Den Garten, gute Bücher und Musik.

19.11.2016

 

In dubio pro reo*

(*Im Zweifelsfall für den Angeklagten)

Es gibt viele kluge Worte
Der intelligenten Sorte
Für logische klare Gedanken,
Verständnisvoll und zum Danken,
Für Verse, Humor und Nachsicht,
Für eine ernüchternde Nachricht,
Worte zum Prallen und Glänzen,
Um sich von der Welt abzugrenzen,
Vom Therapeuten empfohlen
Und leider auch dumme und hohle.
Auch für Wirrwarr der Gefühle

Gibt es bekanntlich viele
Und solche, die fliegen möchten
In dunklen schlaflosen Nächten,
Tagsüber nach draußen sprudeln,
Die lustigen Wörter wie „Strudel“
Oder so hart wie Steine…
Und dann gibt es noch meine,
Zuweilen so mühsam gesuchte

Mal kindische, mal verruchte,
Sooft ungewollt gefunden
Am Ort der offenen Wunde.
Dann spritzen aus der Aorta
Pulsierende heiße Worte
Ins Raster eines Gedichtes.

Ein kritischer kühler Richter
Verdreht sie und macht sie passend
Für sein pragmatisches Puzzle
Und spricht mit erhobenem Finger,
Als Weisheiten Überbringer,
Davon, wie wenig wir schätzen
Die gut überlegten Sätze.
Herr Richter, ich mach‘ mir Sorgen,
Dass eines besagten Morgens,
Das Chaos in uns überwindent,
Das Wort für Vertrauen verschwindet
Von deiner goldenen Waage
Und keiner mehr wird es wagen,
Zu fühlen und laut zu denken –
Wir könnten dich schließlich kränken,
Die unvollkommenen Narren,
Die in dem Irrtum verharren.
Wir zweifeln und, gratias Deo,
In dubio pro reo.

19.11.2016

Das Desaster

Es ist nicht einfach, eine Frau zu sein.
Und wenn noch eine von der wachen Sorte
Mit einer Schwäche für gereimte Worte –
Dann frage lieber nicht nach Sonnenschein!

Bekanntlich ist die Liebe zum Detail
Dafür verantwortlich, dass wir analysieren,
Gedanklich über alles reflektieren,
Beschreiben und bewerten jedes Teil

Und lassen die Gesamtheit außer Acht,
Vor lauter Bäume einen Wald nicht sehend.
Die heile Welt so sehnsüchtig begehrend,
Wird jedes Steinchen passender gemacht.

In hübschen Köpfchen wohnt die Phantasie.
Die Tatsachen ersetzt durch gute Omen,
Wir lieben die erfundenen Phantome
Solange uns interessieren sie.

Ein kühler Snob betrachtet eine Frau
Und denkt vielleicht: Zwar äußerlich nicht übel,
Doch mit der Männerwelt nicht kompatibel!
Ich kann nicht widersprechen: Stimmt genau!

Wer hat sich dieses Spielchen ausgedacht
Und glaubte, dass zwei völlig fremde Welten
(Die überschneiden sich nun wirklich selten),
Problemlos passen unter einen Dach?

Der Spruch mit einem Deckel zu dem Topf,
Im alten Sinne Platos Kugelmenschen,
Für mich nicht nachgewiesen, platt, und wenn schon,
Spuckt fast in jedem frisch verliebten Kopf.

Aus dieser Logik werde ich nicht schlau!
Der Nonsens macht dem Schöpfer keine Ehre.
Ich kann mir das Desaster nur erklären:
Der liebe Gott war nämlich eine Frau.

17.11.2016

Ein Versprecher

Für andere nicht, doch für dich würd‘ ich’s machen,
Unglaubliche, schöne und sinnvolle Sachen:
Die finstere Nacht mit dem Mondlicht erhellen,
Beim schlafenden Gott gutes Wetter bestellen,
Den traurigen Herbst um die Hälfte verkürzen,
Mich unüberlegt in die Leidenschaft stürzen,
In peinlichen String und in Strapse verkleiden,
Um mehr abzunehmen, den Hunger erleiden,
Romantische Lieder dir gnadenlos singen,
Mit albernen Witzen dein Lachen erzwingen,
Tags arbeiten gehen, um Geld zu verdienen,
Zu Hause dich wie einen Pascha bedienen,
Ob du es nun glaubst oder nicht, ich würd‘ schweigen,
Mich nie unbeherrscht oder weinerlich zeigen,
Und keine Skandale und Streits provozieren,
Die Anzahl der Schuhe auf zwei reduzieren,
Die anderen Jungs permanent kritisieren,
Die mich absolutely nicht interessieren,
Dir nicht widersprechen und nie rebellieren,
Und nur über Fußball mit dir diskutieren.
Ich würde dich niemals manipulieren,
Und wenn schon, du würdest es gar nicht kapieren…

O Shit! Letzter Satz könnte alles verderben.
Das liegt wohl an deutschen gleichförmigen Verben,
Die mich animieren in Rage zu reimen –
Sonst würde ich nie so viel lügen und schleimen!

15.11.2016

Eine/keine Ahnung

Ich ahne, es wird einmal richtig traurig
Und ziemlich peinlich wird es einmal sein,
soeben tot, geschlüpft durch eine Mauer,
den Satz zu hören: Du kommst hier nicht rein!

Der Weg ins Jenseits – keine leichte Reise.
Man glaube, einen freundlichen Empfang
Verdient zu haben statt einer Verweisung
In einen unbeliebten Sünderrang.

Ok. Ich war noch nie ein braves Mädchen:
Zu stürmisch und daher nicht konsequent.
Doch sind wir nicht nur kleine Bio-Rädchen
Des angeborenen Temperaments?

Dann gibt es noch die Tiefenanalyse
Nach dem berühmten Klempner Sigmund Freud.
Er hat die Schuld von denen nachgewiesen,
Die uns gezeugt, geboren und betreut.

Die Pubertät, der Stress, die Wechseljahre!
Vielleicht sitzt mir der Dschingis Khan im Blut?
In uns’ren Genen stecken die Gefahren.
Und ich? Ich hab‘ mich wirklich stets bemüht.

Ich wollte immer klug und gütig werden.
Nun steh‘ ich da, verloren und geknickt.
Wenn möglich, schickt mich wieder auf die Erde,
Als Strafe für das Leben – mein Delikt.

Wen reizt schon dieses luftige Nirwana?
Wer wünscht sich dieses fromme Paradies?
Ich habe wirklich keine blasse Ahnung,
Was soll ich in dem himmlischen Verließ?

14.11.2016

Ein bisschen Plagiat

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin…
Heinrich Heine (Lied von der Loreley)

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin.
Es fühlt sich an nach erhöhten
Mengen von Oxytocin.

Das ist ein Hormon. Ich zitiere:
Wirkend im unteren Bauch
Beim Streicheln der niedlichen Tiere,
Beim Stillen der Babys auch.

Es steuert unsere Triebe
Richtung Geschlechtsverkehr,
Beim sich unsterblich verlieben
Und verblöden daher.

Einer der wirklich coolen,
Herr Heine wusste nichts von.
Man konnte ja schließlich nicht googeln
Das unbekannte Hormon.

Zum Glück. Sonst wäre wohl Sense
Mit lyrischer Träumerei
Sowie mit poetischer Sehnsucht
Nach Jungfrau‘n (im Text Loreley).

Ich bin ungefähr so romantisch
Wie der Erklär-Bär
Und tobe mich aus am Schreibtisch
Und nicht beim Geschlechtsverkehr.

Ich stille kein Baby und war nicht
Seit Jahren im Streichelzoo.
Verliebt? O verdammt und wahrlich!
Nicht wieder, nicht jetzt, nicht so!

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin.
Es fühlt sich an nach erhöhten
Mengen von Oxytocin.

Ich habe im Blut Werte
Sich paarenden Kakadus.
Und trotz meiner Aufgeklärtheit –
Warum ausgerechnet du?

06.11.2016