Der Regenbogen

Von dem Regen getauft, von der Sonne bekehrt,
Fasziniert von dem leuchtenden Ehering,
Ich mutiere zu unaufgeklärt
Und zur Regenbogenanbeterin.

Ich verbeuge mich tief, ignoriere die Not
Meines überempfindlichen Ischias‘,
Vor dem siebenfarbigen Gott
Der australischen Aborigines.

Wie das Leben – ein kurzes Entzücken des Lichts
Ohne sichtbar erkennbarer Absichten:
Weder Anfang noch Ende, empor aus dem Nichts
Steigt der Bote der himmlischen Nachrichten.

Diese lauten: Es lebe die Illusion!
Auch die Schönheit ist ein Provisorium:
Eine schöpferische Vision
Ohne Anspruch auf Moratorium.

Die Vergänglichkeit fordert von uns ihren Preis,
Das Erwachen aus geistigen Ohnmachten.
Auf der Erde schließt sich der Kreis,
Wenn wir ihn aus der Höhe beobachten.

Ein Versuch, die hohe Scheidungsquote zu erklären

Es reicht nicht aus, ein guter Mensch zu sein,
Um einen anderen an sich zu binden.
Unfähig miteinander und allein,
Wir wünschen uns den Richtigen zu finden.

Der Richtige entpuppt sich schnell als falsch,
Die Ehe als Duell der Besserwisser.
Der Geist ist willig und das schwache Fleisch
Begnügt sich mit den lauen Kompromissen.

Und sehnt sich wieder nach Perfektion,
Trotz der Vernunft und skeptischer Prognose,
Nach einem Seelenklang in unison
Und einer körperlichen Symbiose.

Verzeiht mir diesen exaltierten Spruch
Und meine Art, sarkastisch und belehrend.
Das war nur ein poetischer Versuch,
Die hohe Scheidungsquote zu erklären.

Im meinem Kopf

Nach ihrer Art, pragmatisch und belehrend,
Sprach linke zu der rechten Hemisphäre:

„Was sind wir heute wieder mal pathetisch,
Und so euphorisch-peinlich sprachgewandt,
Mit Ansichten verschwommen-hypothetisch
Verwirrst du jeden menschlichen Verstand.

Wo sind die felsenfeste Argumente,
Die Logik und der klare Sachverhalt?
Dein Monolog ist eine Zeitverschwendung
Und bringt nicht viel, sobald der Rausch verhallt.“

So missverstanden und sogar geächtet,
Gefühlsbetont erwiderte die Rechte:

„Du selbstverliebte linke Intrigantin!
Derart Verhalten finde ich nicht nett!
Dein Faktenwissen scheint mir dilettantisch
Und kommt hauptsächlich aus dem Internet.

Die Logik bringt uns keineswegs nach vorne,
Verschafft auch keinen aufgeklärten Blick.
Der Mensch erkämpft sich Wege durch die Dornen,
Nicht in der Kenntnis liegt das holde Glück!“

Die Linke: „Glück? Du meinst Illusionen,
Betrug durch kognitive Dissonanz.
Damit erreichst du, Dummchen, Zweifel ohne,
Nur mehr Enttäuschung, Irrtum und Distanz.

Der Mensch braucht klare Regeln und Strukturen
Der Inhalt steht bei ihm im Vordergrund.
Und ohne mich verliert er schnell die Spuren
Des Lebenszieles sowie die Vernunft.“

„Vernunft und Anstand!“ – lachte laut die Rechte.
„Was sind sie ohne Kreativität!?
Der öden Ordnung kleinliche Verfechter
Mit Lebenszielen ohne Qualität.“.

Geschult von Pseudowahrheiten und Märchen,
Die beiden Hälften stritten nicht gelind
Und wussten nicht, dass sie, wie manche Pärchen,
Sogar getrennt, noch fest verbunden sind.

Mein armer Kopf zerbricht sich selbst in Wut:
Wie bringe ich sie unter einen Hut?

Die Musik schweigt

Weniger Glück als Verstand,
Leider nicht umgekehrt.
Dein blindes Herz hat verkannt
Meiner Liebe Wert.
Taub, hat es nicht gehört
Meiner Stimme Klang,
Vorsichtig, abgewehrt
Der durstigen Seele Drang,
Verglich im pragmatischen Test
Zweier Herzen Frequenz,
Sachlich stellte es fest
Die peinliche Differenz
In Form einer schlichten Vier –
Mein Urteil und Ungeschick.
Wie ein verstummtes Klavier
Schweigt in mir die Musik.

Physiologisches

Der Mensch als solcher ist unappetitlich,
Die Models ausgenommen und vielleicht
Kleopatra und schöne Nefertete,
Obwohl auch diese hatten es nicht leicht,

Gemäß Geschichte. Doch zurück zum Thema.
Was hat sich die Natur dabei gedacht,
Als sie uns mit den peinlichen Problemen
Des Körpers in Verlegenheit gebracht!?

Wir werden älter, dicker, bei der Hitze,
Bei intensiver Arbeit und beim Sport
Verkleben uns die Haare und wir schwitzen,
Bekommen Pickel, Schuppen und so fort.

Unangenehm sind Tropfen aus der Nase,
Noch schlimmer, wenn kein Taschentuch zur Hand,
Wie furchtbar fühlt sich an die volle Blase
Im langen Stau ist jedermann bekannt.

Und das mit der Verdauung – ist doch Käse:
Zu kompliziert und menschenwürdig kaum.
Für die vorzügliche Fotosynthese
Beneide ich tagtäglich jeden Baum.

Die Welt der frischen Düfte mögen alle,
Von schönen Farben sind wir fasziniert.
Erzählt das nach dem Essen eurer Galle,
Die immerfort ihr „Kunstwerk“ produziert.

So stolz auf den Verstand und das Bewusstsein,
Auf scharfe Sinne und das Feingefühl,
Der Mensch als solcher ist und bleibt ein Pupser,
Des Universums kleines Molekül.

Eine kleine Spinnerei

Großer Geist, bewahre mich davor,
über einen Menschen zu urteilen,
ehe ich nicht eine Meile in seinen
Mokassins gegangen bin.
(Indianisches Sprichwort)

Wenn ich allmächtig wäre wie der liebe Gott,
Beziehungsweise wie die liebe Göttin,
So hätte ich dem Skeptiker zum Spott
Für einen Tag so Einige genötigt
Zu einem Tausch, zum Leben andersrum,
Um Abgestumpfte endlich aufzuwecken:
Die Reichen arm gemacht, die Klugen dumm,
Beschenkt die Schlanken mit massivem Becken;
Die Pummelchen bekämen den Appel,
Sich stundenlang beim Fitness abzurackern,
Die Egoisten mit dem dicken Fell
Verspürten Liebesschmerz und Herzens Flackern;
Ein arroganter weißer Idiot
Erführe die Probleme eines Schwarzen,
Herzloser Arzt – die Patienten Not,
Der Patient – die Grenzen eines Arztes;
Ein Hetero mutiere unverhofft
Zu einem sanften Homosexuellen…
Um Menschen zu verstehen, hilft es oft,
Den Durst zu stillen aus der selben Quelle.

Es hätte zweifellos nicht viel gebracht,
Sobald die alte Ordnung wieder käme,
Doch hätte ich zumindest viel gelacht
Bei dem Versuch die Menschen zu beschämen.

Abschied

Sie hat gewonnen. Sie ist besser,
Zumindest passender für dich.
Der Eifersucht gemeines Messer
Verpasst mir einen letzten Stich
Und weicht dem Stolz, der Frauenwürde
Und der pragmatischen Vernunft…

Wenn du nur endlich finden würdest
Für deine Sehnsucht Unterkunft.

Sein und Schein

Du fühlst dich alleine wohl? –
Dann bist du in guter Gesellschaft,
Dann musst du die Kunst nicht beherrschen,
Die Menschen zu mögen. Obwohl…

Bist du mit der Umwelt konform,
Dann könnte die Mühe sich lohnen:
Die Inhalte lassen sich klonen,
Entscheidend ist nur die Form –

Nach außen sickert nur die.
Man ist nur ein Part im Orchester,
Empfindet sich trotzdem als beste
Und leitende Melodie.

Manch einer braucht den Applaus,
Die meisten – nur die Zerstreuung
Und hätten nicht viel zu bereuen,
Gingen die Lichter aus.

Die Frage nach Sein und Schein
Beschäftigt zum Glück nicht jeden.
Erreicht man den Garten Eden
Nur selten und nur allein?

Vertrieben aus dem Paradies

Vertrieben worden aus dem Paradies,
Wir freveln nun vom Südpol bis zum Nordpol.
Ich frage mich: War wirklich nötig dies,
Gut überlegt und pädagogisch wertvoll?

Vielleicht ist unberechtigt die Kritik –
Ich habe auch von Führung keine Ahnung,
Doch einfach so, beim ersten Missgeschick,
Ohne Gespräch, Verweis und dritte Mahnung

Uns rauszuschmeißen, war wohl vehement,
Auch in Bezug auf mangelnde Erfahrung,
Das lückenhafte Fehlermanagement
Und fehlende Belegschaft Seminare.

Wo war zu dieser Zeit der Engelsrat,
Als wir erniedrigt aus dem Eden krochen?
Obwohl, als unser Chef dasselbe tat,
So haben auch nicht viele widersprochen.

Nicht jeder ist robust und resilient,
Doch leider Gottes wusste damals keiner,
Wie traurig endet das Experiment
Für alle Homo-Sapiens-Zweibeiner.

An die Stille

Der Bildschirm fesselt den Blick,
Belangloses fließt durch die Ohren,
Wir konsumieren Musik,
damit wir die Stille nicht hören.

Wir reden und sind uns bewusst
der ständigen Wiederholung,
Verstecken Misstrauen und Frust
In Floskeln vertrauter Hohlheit.

Wir lesen, und jeder Satz
Der Bücher sprechenden Stille
Ist ein gewollter Ersatz
Der eigenen Lebensidylle.

Die Einsamkeit schürt die Angst.
Verdrängt durch das bloße Getue
Erstickt, in der Tiefe verschanzt,
Das kostbare Schweigen der Ruhe.